Rojava

Schritte in eine gerechtere Zukunft

15.12.2020   Lesezeit: 2 min

Im Nordosten Syriens baut der Kurdische Rote Halbmond eine Prothesenwerkstatt. Unterstützen Sie das Projekt zur Milderung der Kriegsfolgen!

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Wie baut man eine demokratische Gesellschaft inmitten von Krieg und existenzieller Bedrohung auf? Für die Menschen und die politischen Institutionen in Rojava, dem mehrheitlich von Kurd:innen bewohnten Nordosten Syriens, ist dies keine hypothetische Frage. Seit der Zurückdrängung des Islamischen Staates kontrollieren die syrischen Kurd:innen fast ein Drittel des Landes, wobei sie infolge türkischer Angriffe seit 2018 immer wieder Gebietsverluste hinnehmen mussten. Sie haben eine weitgehende Selbstverwaltung mit einer spezifischen Form der direkten Demokratie eingeführt, die sich zu einem in der Region einzigartigen multiethnischen Gemeinwesen entwickelt hat.

Langfristige Kriegsfolgen mildern

Der sogenannte Islamische Staat ist in Syrien zwar territorial besiegt worden, aber nach wie vor werden Menschen durch IS-Terrorist:innen verletzt oder getötet. Neben den immer noch existierenden islamistischen Schläferzellen, die Terroranschläge verüben, bedrohen Anti-Personen-Minen und Sprengfallen, die von den verschiedenen Kriegsparteien eingesetzt wurden, das Leben von Zivilist:innen. Insbesondere der IS hat tausende unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen in den von ihm ehemals beherrschten Gebieten hinterlassen. Versteckt auf Feldern, im Kühlschrank, unter Teppichen oder Stühlen, selbst in Kinderspielzeug – die Vorrichtungen wurden so gebaut, dass sie trotz der improvisierten Bauweise noch für mehrere Jahre aktiv bleiben.

Allein in Rojava sind aktuell 5.000 Menschen auf eine Prothese angewiesen, schätzt die medico-Partnerorganisation Kurdischer Roter Halbmond. Die letzten Kriegsjahre haben in der Region etwa 11.000 Tote und rund 20.000 Verletzte gefordert. Eine WHO-Studie aus dem Jahr 2018 nannte die Herstellung von Prothesen eine der größten Leerstellen in Syrien. Erschwerend kommt hinzu, dass in den letzten Jahren Gesundheitseinrichtungen gezielt zerstört wurden und damit die Unterversorgung im Bereich der Prothesenherstellung weiter zugenommen hat. Bereits vor dem Bürgerkrieg mussten Patient:innen durchschnittlich über zwei Jahre auf ihre Prothesen warten.

Recht auf Gesundheit stärken

Die massive Unterversorgung mit Prothesen zu ändern, hat sich der Kurdischer Roter Halbmond vorgenommen. In der Stadt Qamişlo errichtet die zivile Gesundheitsorganisation eine große Prothesenwerkstatt mit integriertem Gesundheitszentrum. Dort sollen die Patient*innen neben der Prothese auch direkt Physiotherapie und psychosoziale Betreuung erhalten. Für viele Betroffenen bedeutet dies einen neuen Schritt zurück hin zu einem eigenständigen Alltag jenseits der Kriegserfahrung.

Zusammen mit der Barcelona Metropolitan Area (AMB), dem Zusammenschluss der Kommunen im Großraum Barcelona, unterstützt medico international den Bau des Prothesenzentrums. Da dieses Zentrum einmal Anlaufstelle für die gesamte Zivilbevölkerung in Nordostsyrien werden soll, ist es ein entsprechend großes Vorhaben und kann nur mit internationaler Unterstützung gelingen.


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