Seuchengefahr wächst Tag für Tag

Bündnis Entwicklung Hilft kämpft in Pakistan gegen die Verbreitung von Krankheiten

21.08.2010   Lesezeit: 5 min

In Pakistan wächst nach der Flutkatastrophe mit jedem Tag die Seuchengefahr. Vor allem Malaria und Cholera schweben als Damoklesschwert über dem Land. Aus der Region Punjab wurden einige Cholera-Fälle gemeldet. „Dann haben wir ein echtes Problem“, sagt Dr. Tanveer Ahmed von HANDS, dem pakistanischen Partner von medico international. Durch die riesigen Mengen an stehendem Wasser befürchten die Behörden im Süden Pakistans zudem die massenhafte Vermehrung von Stechmücken, die Malaria übertragen können.

Malaria und Cholera sind jedoch nicht die einzige Gefahr: „In allen Überflutungsgebieten registrieren wir immer mehr Fälle von Durchfall, Typhus und Hautkrankheiten. Vereinzelt ist auch schon Hepatitis aufgetreten“, berichtet Ahmed. „Bei Temperaturen um die 40 Grad verbreiten sich die Erreger rasend schnell.“ Hauptursache dieser Krankheiten ist verunreinigtes Trinkwasser. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnern kümmern sich die Hilfswerke im Bündnis Entwicklung Hilft deshalb auch um die Trinkwasserversorgung von Flutopfern.

Situation in Pakistan

Nach offiziellen Angaben sind 15,4 Millionen Menschen von der Flut betroffen, den Vereinten Nationen zufolge mehr als die Hälfte von ihnen dringend auf Hilfe angewiesen. Fast eine Million Häuser sind beschädigt oder zerstört – davon über 5.000 Schulen. 67.000 Tiere starben alleine in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Insgesamt wurden bis zu drei Millionen Hektar Ackerfläche zerstört – eine Fläche so groß wie Italien.

In den betroffenen Gebieten im Norden des Landes weichen die Wassermassen langsam zurück, was bleibt ist brauner Schlamm. Auf den Straßen. In den Häusern. Überall. Tausende sind obdachlos und leben in engen Notunterkünften, teils in sehr unhygienischen Verhältnissen. Viele Menschen, vor allem Kinder, leiden an Austrocknung. Fälle von Cholera wurden in den nördlichen Regionen noch nicht gemeldet – wohl auch, weil dort viele Flutopfer noch Zugang zu Quellen haben.

„Ich habe eine Frau getroffen, die selber krank war und sich um ihre zwei kranken Kinder kümmern muss. Für viele Mütter ist diese Situation katastrophal! Es gibt zu wenig Medikamente und zu wenig Nahrungsmittel für sie und ihre Kinder", so Ajmal Malik, Direktor des Misereor-Partners CHIP. Problematisch ist, dass auch viele Krankenhäuser und sogenannte „Basic Health Units“ zerstört wurden bzw. immer noch unter Wasser stehen. Bevor dort wieder Patienten versorgt werden können, müssen sie gereinigt werden.

Während im Norden des Landes infolge des Erdbebens 2005 viele Hilfsorganisationen über handlungsfähige Strukturen verfügen, ist ihre Präsenz im Süden deutlich geringer. In den südlichen Provinzen Punjab und Sindh sind nach der zweiten Flutwelle noch viele Ortschaften überschwemmt. Die Evakuierungsaktionen dauern an. An den Staudämmen Sukkur und Guddu sind die Pegel weiterhin kritisch hoch. Zu vielen Gebieten ist der Zugang wegen zerstörter Straßen und Brücken weiterhin kaum möglich.

Hilfsmaßnahmen des Bündnis Entwicklung Hilft

Die Welthungerhilfe hat gemeinsam mit drei lokalen Partnern bereits fast 100.ooo Menschen mit ihrer Hilfe erreicht. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Versorgung der Flutopfer mit Lebensmitteln. Auch das trägt direkt zum Schutz vor Krankheiten bei. Denn eine Mangelernährung der Menschen schwächt ihr Immunsystem – eine zusätzliche Gefährdung.

Mit seinem irischen Partner Concern und lokalen Organisationen hat die Welthungerhilfe bis zum 15. August 40.000 Menschen mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Zeltplanen und Hygieneartikeln in Swat und Charsadda versorgt. Vom 16. bis 18. August haben rund 2.000 weitere Familien Trinkwasser und 218 Familien Nahrungsmittel erhalten. 15 Demonstrationsveranstaltungen trugen zur Hygieneaufklärung bei. In zwei Dörfern in Charsadda erhielten rund 500 Patienten eine mobile medizinische Versorgung. Concern bereitet derzeit Hilfsaktivitäten für insgesamt 250.000 Menschen in den Gebieten Swat, Charsadda (KPK), Muzzafargarh (Punjab) und im Sindh vor.

Der italienische Welthungerhilfe-Partner Cesvi hat bis zum 15. August Nahrungsmittel an 800 Menschen in Nowshera verteilt. Seit dem 16. August werden Hilfsgütern für 5.000 Familien beschafft, die Anfang nächster Woche in Nowshera (KPK) und voraussichtlich Mianwali (Punjab) verteilt werden sollen. Im Distrikt Shangla sind weitere Nothilfeverteilungen sowie eine Bedarfserhebung und die Vorbereitung von Wiederaufbaumaßnahmen von Straßen und Bewässerungssystemen geplant.

Mit dem tschechischen Partner PIN hat die Welthungerhilfe im Distrikt Nowshera 1.000 Hygienesets und Zelte an 500 Familien sowie Küchensets und Eimer an 2.000 Familien verteilt und bereitet „Cash for Work“-Maßnahmen zur Schutt- und Schlammbeseitigung vor.

Als Präventionsmaßnahme verteilt Brot für die Welt gemeinsam mit der Diakonie Katastrophenhilfe und einem lokalen Partner Hygienesets an 8.000 Menschen und klärt sie über die Bedeutung persönlicher Körperhygiene auf. Die Hygienekits enthalten vier Stücke Seife, eine Schere, eine Packung Pflaster, zwei Packungen Waschpulver, zwei Tuben Zahnpasta, acht Zahnbürsten, fünf Packungen Damenbinden, eine Packung Watte, vier Kämme, eine Waschschüssel, zwei Handtücher und vier Waschseifen.

Misereor-Partner CHIP koordiniert seine Hilfe von Islamabad aus. Dort werden die Hilfspakete in einem großen Lager gepackt und enthalten Mehl, Öl, Reis, Trinkwasser, Milchpulver, Matten, Verbandmaterial, Desinfektionsmittel, Breitbandantibiotika und Mittel gegen Schlangengifte. CHIP schickt LKWs in die betroffenen Regionen. „Vier Kilometer vor der Region Madhyan haben wir ein weiteres Lager errichtet. In dieser Region kommen die LKWs nur schlecht voran, da Straßen und Brücken zerstört sind“, erklärt CHIP-Direktor Malik. Dort arbeitet seine Organisation mit dem pakistanischen Partner IDEAS zusammen, deren Leute die betroffenen Familien zu Fuß oder auf Eseln erreichen.

medico international arbeitet mit der pakistanischen Organisation HANDS zusammen, die mehr als 1.000 Mitarbeiter hat – davon 78 Prozent Frauen – und bis zu 100.000 freiwillige Helfer mobilisieren kann. HANDS ist mit 20 mobilen Gesundheitsstationen unterwegs, die täglich 3.000 bis 4.000 Menschen allgemeinmedizinisch versorgen. In 20 Notaufnahmelagern versorgt die Organisation rund 10.000 Menschen. Die Nahrungsmittelbestände in den Lagern reichen für eine weitere Woche aus. Allerdings herrscht im Süden des Landes ein großer Mangel an Milchersatznahrung für Kleinkinder.

300 HANDS-Mitarbeiter und Freiwillige sind mit 15 Fahrzeugen in Kashmore, Kandhkot, Jacobabad, Ghotki, Sukkur und Jaferabad unterwegs, um Menschen aus gefährdeten Gebieten an sicherere Orte zu bringen. Sie evakuierten bisher mehr als 85.000 Menschen.

Brot für die Welt, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe leisten als Bündnis Entwicklung Hilft akute und langfristige Hilfe bei Katastrophen und in Krisengebieten.

Kontakt

Pressekontakt:

  • medico international / Pressestelle: 069/94438-0 oder presse@medico.de
  • Bündnis Entwicklung Hilft / Pressestelle: Tel. 0151 – 15 29 88 02 oder presse(at)entwicklung-hilft.de

 


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