Anlässlich der Bundestagsdebatte um einen möglichen Einsatz von Tornado-Flugzeugen der Bundeswehr in Afghanistan kritisierte die Frankfurter Hilfsorganisation medico international die damit verbundene weitere Militarisierung des Konflikts. "Alle wissen, dass die Probleme in Afghanistan nicht mit militärischen Mitteln zu lösen sind", so Thomas Gebauer, Geschäftsführer der in Afghanistan tätigen Organisation, "und laufen trotzdem immer weiter in die Sackgasse hinein." Die Politik kaschiere damit den Mangel eines tragfähigen Wiederaufbaukonzeptes. Den Preis bezahle die afghanische Zivilbevölkerung. Mehrere tausend Menschen wurden allein im vergangenen Jahr Opfer schonungsloser Bombardierungen im "Krieg gegen den Terror", dem nun auch der zur Debatte stehende Tornado-Einsatz dienen soll.
Gebauer forderte eine radikale Umkehr in der Afghanistan-Politik. "Die Frauen aus Helmand, die vor kurzem in Kabul gegen die Bombardierungen demonstrierten, forderten Bildung, Gesundheit und Arbeit", so Thomas Gebauer, "Das sind die Parameter, an denen sich eine kohärente Afghanistan-Politik messen lassen muss." Gebauer kritisierte die Fehlleitung von Aufbaumitteln, die allzu oft in den Kanälen großer ausländischer Firmen versanden. "Unsere afghanischen Kollegen nehmen das mit großer Aufmerksamkeit wahr. Aus ihrer Perspektive gibt es einen Zusammenhang: Einerseits verlieren afghanische Minenräumer ihre Arbeit, weil nicht mehr genügend Geld für humanitäres Minenräumen vorhanden ist. Andererseits verdienen sich Konzerne wie Halliburton, Berger oder Kellogg eine goldene Nase, ohne Arbeitsplätze zu schaffen oder sichtbare Erfolge im Lebensstandard oder der Infrastruktur Afghanistans vorweisen zu können."
medico international arbeitet mit afghanischen Partnern im Bereich der humanitären Minenräumung und Aufklärung der Zivilbevölkerung über die Gefahren von Kriegshinterlassenschaften. Die Frankfurter Organisation unterstützt außerdem eine Poliklinik in Kabul und arbeitet mit afghanischen Kulturinitiativen zusammen.
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