Die Afrikanische Union erklärt den 3. November zum Trauertag für die Toten von Lampedusa. Ein Erfolg auch für die politische Arbeit der malischen medico-Partner.
Als am 3.Oktober vor der italienischen Insel Lampedusa mehr als 300 Flüchtlinge ertranken, löste das Flüchtlingsdrama nicht nur in Europa Entsetzen aus. In Mali reagierte die medico-Partnerorganisation Association Malienne des Expulsés (AME), eine Selbsthilfe-Organisation von abgeschobenen Flüchtlingen, umgehend. Auf einer Pressekonferenz klagte sie nicht nur die Europäische Union öffentlich an, sondern kritisierte auch die afrikanischen Regierungen dafür, dass sie zu den Vorfällen schwiegen oder sogar mit Europa zusammenarbeiteten. In einem gemeinsamen Appell mit malischen Menschenrechtsorganisationen forderte AME die malische Regierung später auf, das Schweigen der afrikanischen Regierungen zu den tragischen Ereignissen von Lampedusa zu brechen und sich klar zu den Rechten der MigrantInnen zu bekennen.
Die Antwort, die sie jetzt direkt vom malischen Ministerium für Migration erhalten haben, ist deutlicher als erwartet: Nicht nur in Mali, für alle Länder der afrikanischen Union wurde der 3. November 2013 zum Trauertag in Gedenken an die Toten von Lampedusa erklärt. Bereits am Freitag, dem 1. November finden in verschiedenen afrikanischen Hauptstädten Trauergottesdienste und Gedenkfeiern statt. Für Ousmane Diarra, den Präsidenten der AME, ist diese offizielle Stellungnahme ein wichtiger Erfolg ihrer Arbeit. Dennoch kritisiert er, dass mit dem 3. November ein Sonntag als Gedenktag gewählt wurde. Ein Tag, an dem es in vielen Ländern traditionell schwierig ist, für Demonstrationen in den Städten zu mobilisieren. In Malis Hauptstadt Bamako gibt es am 3. November neben der Staatstrauer mit offizieller Schweigeminute dennoch politische Versammlungen der migrantischen Organisationen. Die AME organisiert außerdem Ausstellungen und Filmvorführungen über Migration, um die öffentliche Debatte und damit den Druck auf die Regierung aufrecht zu erhalten. Im Gespräch mit medico erklärt Diarra: „Die Tragödie von Lampedusa darf sich nicht wiederholen! Wir fordern, dass die nordafrikanischen Staaten, ihre Komplizenschaft mit Europa endlich beenden. Die europäische Abwehrpolitik ist mit den Menschenrechten nicht vereinbar. Europa muss seine Grenzen öffnen – für Flüchtlinge und für Migranten!“.
medico international kämpft gemeinsam mit lokalen Partnern für die Menschenrechte von MigrantInnen. In Mali, Mauretanien, Sierra Leone, aber auch in Israel und in Mexiko unterstützen wir Menschenrechts- und Selbsthilfe-Organisationen von Flüchtlingen und Abgeschobenen.