Confronting Memories - Erinnerungs- und Aufarbeitungsarbeit zum Bürgerkrieg

UMAM Documentation & Research, Beirut

01.11.2007   Lesezeit: 2 min

Liegt der Schwerpunkt von medicos Partnerkontakten und Projektarbeit auch deutlich innerhalb der palästinensischen Community im Libanon, so ist eine kritische Reflektion der Realität und die Entwicklung von Perspektiven über die alltägliche Bewältigung des Lebens hinaus nicht denkbar, ohne die libanesische Situation in den Blick zu nehmen.

Der offizielle Diskurs über den Bürgerkrieg im Libanon ist geprägt von der Devise "Vergeben und Vergessen". Wird über die Vergangenheit überhaupt gesprochen, so allenfalls auf der Ebene des Eingeständnisses, dass alle Parteien an den Grausamkeiten des Krieges beteiligt waren. Gegen dieses offizielle Schweigen und formalisierte Versöhnungsgesten ohne offene Bereitschaft, die eigene Geschichte tatsächlich aufzuarbeiten engagiert sich seit einigen Jahren UMAM, eine libanesische Initiative von Historikern, Journalisten und Künstlern, die zur Geschichte (und Gegenwart) des libanesischen Bürgerkriegs ein Dokumentationszentrum eingerichtet hat. Parallel entstehen auch Filme - ein international beachteter über das Sabra- und Shatila-Massaker von 1982 mit Interviews von Tätern der beteiligten libanesischen christlichen Milizen wurde auf Berlinale 2005 mit dem Filmpreis der internationalen Jury ausgezeichnet.

Das Zentrum von UMAM ist zugleich ein offener Ort, an dem Veranstaltungen stattfinden. Bedeutungsvoll ist schon der Ort an sich, ein großes Familiengrundstück in dem schiitischen Stadtteil Südbeiruts, der ansonsten fest in der Hand der Hisbollah ist – gerade hier sind Öffnungen zu Diskussionen über die Perspektive der gemeinsamen Geschichte und Gegenwart im Libanon von besonderer Bedeutung und fordert nachdrücklich das intellektuelle und politische, mehr international als lokal orientierte Beirut auf, sich der eigenen Realität zu stellen.

30. Jahrestag des Bürgerkriegs

Confronting Memories

Das Projekt Confronting Memories bündelte im Jahr 2005, dem 30. Jahrestags des Bürgerkriegsbeginns (13. April 1975), die Aktivitäten von UMAM. Mittels einer Filmreihe und Workshops mit Jugendlichen unterschiedlicher Hintergründe (christlich, muslimisch, libanesisch, palästinensisch), wurden die völlig unterschiedlichen "Narrative" des Bürgerkrieges im Libanon miteinander konfrontiert und ins Gespräch gebracht.

Das Projekt fand mit Unterstützung von medico international im April 2005 statt und erhielt durch die politisch aufgeheizte Atmosphäre nach der Ermordung des ehemaligen Premierministers Rafik Hariri und den Rücktritt der Regierung große Aufmerksamkeit, war es doch fast die einzige unabhängige Thematisierung des Bürgerkrieges zu diesem historischen Datum.

Im September setzt UMAM mit einer weiteren Filmreihe diese Arbeit fort. . Diesmal behandeln die ausgewählten Filme das Thema Bürgerkrieg und Nach-Bürgerkriegsituationen in anderen Ländern wie u.a. in Tschetschenien und Argentinien. So wird UMAM auch den von medico geförderten preisgekrönten irakisch-kurdischen Film "Turtles can Fly" erstmals im Libanon zeigen.

Projektstichwort

medico fördert die Arbeit unserer Partner im Libanon mit jährlich ca. 40-50.000 Euro. Dies wollen wir auch zukünftig fortsetzen. Bitte spenden Sie unter dem Stichwort: Libanon

 


Jetzt spenden!