Exodus in die Wüste

29.11.2010   Lesezeit: 1 min

Vergessene Kriege hinterlassen vergessene Orte. Die Westsahara ist einer dieser Plätze, wo sich die Opfer eines Konfliktes befinden, der an den Rand „erhabener zeitgeschichtlicher Aktualität“ (Milan Kundera) verwiesen wurde. Das Territorium der Sahrauis ist von Marokko besetzt, ihre Republik existiert vor allem im Exil. Die Sahrauis befinden sich in zwei Realitäten. Die vermutlich größere Hälfte von ihnen lebt im von Marokko besetzten Teil der Westsahara als Menschen ohne Rechte, in Armut und ohne Zukunft. Sie werden von Geheimdiensten schikaniert, inhaftiert und gefoltert. Nach Osten trennt sie eine 2.700 Kilometer lange Sperrmauer von jenen 100.000 Sahrauis, die mit Napalm vor 35 Jahren nach Algerien vertrieben wurden. Sie leben in einer kargen Geröllwüste, ohne Perspektive und in völliger Abhängigkeit von europäischer Hilfe.

Alle Sahrauis warten auf Einlösung des Versprechens der UNO: ein freies Referendum über ihre Zukunft. Aber Europa interessiert das nur am Rande. Die EU profitiert von den Bodenschätzen und Fischvorkommen der Westsahara und schätzt Marokko als guten Freund bei der Abwehr afrikanischer Flüchtlinge. Jetzt haben die Sahrauis ihre von Marokko besetzten Städte verlassen. Anfang November führte der Aufstand 20.000 Menschen in die Wüste. Dort forderten sie ein besseres Leben. Der König ließ das Protestlager niederbrennen. Im Anschluss kam es in den Städten zu pogromartigen Übergriffen durch marokkanische Militärs.

Die Bilanz: mindestens sechs Tote, vielleicht sogar dreizehn, Hunderte Verletzte, Dutzende Verschwundene. Kurzzeitig konnten sich die Sahrauis dem internationalen Vergessen entreißen. medico wird sie dabei weiter unterstützen – politisch und materiell.

Das Stichwort der Solidarität lautet: Westsahara.


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