Kobanê hat den monatelangen Angriff des sogenannten „Islamischen Staates“ abgewehrt. Doch der zum Symbol gewordene Widerstand gegen den IS hatte einen hohen Preis. Hunderte Kämpfer_innen und Zivilist_innen sind tot, die Stadt ist zu achtzig Prozent zerstört.
Jetzt beginnt der Wiederaufbau, 130.000 Menschen sind schon in ihre Stadt zurück gekehrt, jeden Woche kommen 3000 Geflüchtete hinzu. Aber das Attentat von ISIS auf Kobanê Ende Juni hängt wie eine Glocke über der Stadt, weil ein solcher Anschlag jederzeit wieder passieren kann. Die Türkei behindert jeden Zugang humanitärer Güter über die Grenze. Auch Kurden aus der Türkei und aus der kurdisch-türkischen Behörden in der Grenzregion dürfen die Grenze nicht passieren, obwohl gerade von hier viel Aufbauhilfe kommen kann. Stattdessen sind türkisch-kurdische Intiativen von Verhaftung bedroht. In der Grenzregion herrscht seitens der Türkei permanente Willkür.
medico international beteiligt sich am Wiederaufbau von Kobanê. Zunächst heißt das, ein neues Gesundheitssystem aufzubauen, um eine Versorgung der zurückkehrenden Bevölkerung zu ermöglichen. Seit Anfang Februar ist ein von medico finanzierter Krankenwagen in der Stadt im Einsatz, im April wurde eine neue Blutbank geliefert und Anfang Mai folgte ein Sauerstoffsystem.
Im Krieg wurden alle Krankenhäuser in Kobanê zerstört
Das gesamte Gesundheitssystem der Stadt ist während des Krieges kollabiert. Vor der letzten Offensive gab es vier funktionierende Krankenhäuser in Kobane. Der IS hat gezielt die medizinischen Einrichtungen beschossen, um die Verteidigungskraft zu schwächen und die Bevölkerung zu zermürben. Das neue Krankenhaus am Stadtrand wurde sehr früh durch Sprengminen schwer beschädigt. Dort war auch das Medikamentenlager und die wichtigsten medizinischen Geräte und Labore, darunter auch die Blutbank von medico untergebracht.
Das große, ehemals staatliche Krankenhaus wurde später im Zuge der Kämpfe durch einen Luftschlag vollständig zur Ruine gebombt. Das Hospital im Zentrum wurde durch einen Selbstmordanschlag des IS zerstört. Das Krankenhaus im Westen wurde verwüstet und alle Geräte gestohlen. Die letzte Gesundheitsstation in Grenznähe wurde im Dezember zerstört.
Die Gesundheitsversorgung wird wieder aufgebaut
Die Flüchtlinge kehren zurück in ihre Stadt. Dafür aber muss die medizinische Versorgung gewährleistet sein, müssen Sprengfallen des IS beseitigt werden.
medico hat von Anfang an die Bevölkerung in Kobanê mit medizinischer und humanitärer Nothilfe unterstützt. Wir lieferten Medikamente in die Stadt, als sie noch belagert, aber noch nicht angegriffen wurde, wir brachten eine Blutbank in das dortige Krankenhaus, als der Angriff durch den IS unmittelbar bevorstand. Als die Zivilisten Kobanê verlassen mussten, versorgten wir sie mit Decken, um die ersten Nächte auf der türkischen Seite schlafen zu können.
Jetzt unterstützen wir den Ausbau des Krankenhauses in Kobanê. Ende April erreichte eine neue Blutbank die Stadt und zuletzt wurde ein komplettes System zur Sauerstoffkomprimierung und zur Befüllung von Sauerstoffflaschen geliefert. Direkt nach dem Aufbau erhielten die MitarbeiterInnen der Klinik eine Schulung für das Gerät.
Lebensmittel für die jesidischen Flüchtlinge
Im kurdischen Nachbarkanton Cizîrê leben weiter 6.000 Angehörige der jezidischen Volksgruppe im Camp Newroz am Rand der Stadt Dêrik. Alle entkamen im Herbst letzten Jahres der Hölle auf dem Schingal-Berg, als Einheiten des IS ihre Dörfer einnahmen, Männer abschlachteten und Frauen entführten. Das Flüchtlingslager ist weitgehend von der internationalen Hilfe abgeschnitten, auch die nahe Grenze zur Türkei öffnet sich nur sporadisch. medico lieferte im April Lebensmittelpakete für die 750 Familien im Camp.
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