Fluchtursache

Krieg und Gewalt

15.04.2023   Lesezeit: 3 min

Krieg ist weltweit die zentrale Fluchtursache. In mehr als jedem siebten Land der Erde herrscht Krieg oder ein bewaffneter Konflikt. Über 100 Millionen Menschen sind hiervon betroffen.

Krieg ist weltweit die zentrale Fluchtursache. Laut Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR gab es im Jahr 2022 fast 103 Millionen Menschen, die aufgrund bewaffneter Konflikte und Gewalt von ihrem Zuhause vertrieben waren. In den letzten zehn Jahren haben sich die Flüchtlingszahlen aufgrund von Krieg und Gewalt mehr als verdoppelt. Und in allen zehn Staaten, die 2021 die größten Fluchtbewegungen zu verzeichnen hatten, herrschte Krieg oder ein bewaffneter Konflikt.

Als mit dem Fall der Mauer in Deutschland die Nachkriegsordnung, die die Welt seit Ende des Zweiten Weltkriegs dominierte, zusammenbrach, schien eine Ära des Friedens weltweit möglich. Der Ost-West-Konflikt mit seinem bedrohlichen Potential eines Atomkriegs war beendet. Nun, ein Vierteljahrhundert später, hat sich diese Hoffnung auf Frieden als trügerisch erwiesen. Anstelle der alten Ordnung, die unterschiedliche Konflikte entlang der Ost-West-Achse sortierte und einhegte, leben wir heute in Zeiten einer neuen Unordnung, in der sich lokale Konflikte sehr schnell in unübersichtliche internationale Konflikte mit einer unüberschaubaren Zahl an ausländischen Akteuren verwandeln. Der Syrien-Konflikt steht dafür geradezu beispielhaft mit den USA, Russland, Saudi-Arabien, Iran und der Europäischen Union als Beteiligte, die entweder direkt oder indirekt in die kriegerischen Auseinandersetzungen involviert sind.

Während des Kalten Krieges gab es verheerende Stellvertreter- kriege, die viele zivile Opfer forderten. Mit den USA und der Sowjetunion waren jedoch die internationalen Player über- schaubar. Dem Konflikt zugrunde lagen unterschiedliche Ideologien und Systeme. Mit dem Ende dieses Konflikts der „Supermächte“ gelang es, manche der Stellvertreterkriege zu befrieden. So zum Beispiel in Angola und Mozambique. Andere jedoch verwandelten sich nach kurzer Atempause wie- der in Konfliktzonen, in denen die Weltordnung, die von einer Globalisierung der kapitalistischen Wirtschaft geprägt ist, mit kriegerischen Mitteln neu ausgefochten wird. Einschneidende Ereignisse in diesem Sinne sind die US-amerikanisch geführte Intervention in Afghanistan nach dem Anschlag auf das World Trade Center in New York im Jahr 2001, der ebenfalls von den USA angeführte Krieg gegen das diktatorische Regime im Irak 2003, die internationale Libyen-Intervention, der seit 2015 anhaltende Krieg im Jemen oder der seit 2022 herrschende Krieg in der Ukraine.

Die Folgen dieser Entwicklung sind fatal: Allein aus der Ukraine brachten sich über acht Millionen Menschen im europäischen Ausland in Schutz. Hinzu kommen 5,35 Millionen Binnenflüchtlinge. Aus Syrien sind es über fünf Millionen und weit über sechs Millionen Binnenflüchtlinge. In Kriegsregionen wie Afghanistan oder Somalia dauert das Flüchtlingsschicksal schon seit Generationen an. Hunderttausende Somalis leben zum Beispiel seit den 1990er-Jahren in Dadaab, einem der größten Flüchtlingslager der Welt, in der Wüste im benachbarten Kenia. Die fortgesetzte Verfolgung und brutale Vertreibung der muslimischen Minderheit der Rohingya aus Myanmar hat in Bangladesch riesige Flüchtlingslager entstehen lassen. Dort leben aktuell rund eine Million Rohingya unter menschenunwürdigen Bedingungen. Es zeichnet sich bei all den genannten Konflikten ab, dass eine Lösung nicht in Sicht ist, da sie eines politischen Willens aller Beteiligten bedürfte, eigene politische und ökonomische Interessen hintanzustellen, um zu einer Befriedung zu gelangen. Vom Frieden gar nicht zu reden.

Jedes Jahr verkauft Deutschland für mehrere Milliarden Euro Waffen und Rüstungsgüter in alle Welt. Nach den USA, Russland, China und Frankreich gehört Deutschland zu den größten Waffenexporteuren weltweit.

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