Koloniales Unrecht verjährt nicht. Und die Aufarbeitung dessen, was deutsche Soldaten Anfang des 20. Jahrhunderts in „Deutsch-Südwestafrika“, dem heutigen Namibia, angerichtet haben, ist noch lange nicht abgeschlossen. medico unterstützt die Nachfahren der Überlebenden des deutschen Genozids an den Ovaherero und Nama in ihrem Kampf um Gerechtigkeit: für eine vollumfängliche Anerkennung des Genozides durch den deutschen Staat und damit auch für Reparationen, wie sie die UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes vorsieht.
So fördert medico Kooperationen mit den Dachorganisationen Ovaherero Genocide Foundation (OGF) und Nama Traditional Leaders Association (NTLA), die sich der Verdrängung des Unrechts entgegenstellen – hier wie dort. Ein Teil dieser Zusammenarbeit sind Versammlungen, bei denen Nachfahren das fortdauernd traumatische Erbe von Enteignung, Vertreibung und Auslöschung sichtbar machen und die psychosozialen Auswirkungen sprechbar werden. Kollektive Erinnerungskultur von unten also. Diese ist umso wichtiger, da sich die deutsche und die namibische Regierung unter Missachtung der Forderungen von Ovaherero- und Nama-Verbänden einer staatlichen Symbolpolitik verschrieben haben, die von Berlin und Windhoek aus vieles anstrebt – nur keine Wiedergutmachung.
Dieser Beitrag erschien zuerst im medico-Rundschreiben 3/2024. Das Rundschreiben schicken wir Ihnen gerne kostenlos zu. Jetzt abonnieren!