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Turbulente Psyche[n] – Affekte und Kämpfe in der Pandemie. Die Ringvorlesung erkundet globale Affektpolitiken und psychosoziale Kämpfe um Gesundheit und Gerechtigkeit in pandemischen Zeiten. Die Veranstaltungsreihe wagt einen globalen Blick auf neue Subjektivierungen. Sie fragt danach, was die Pandemie mit "uns" gemacht. Gleichzeitig geht es um die Differenzierung eben jenes "wir" und dessen extrem unterschiedlichen Formen von Subjektivierung. Wer werden "wir" geworden sein?

Wir bedanken uns beim Kollektiv Interprise für die solidarische Unterstützung und die Verdolmetschung der Ringvorlesung. Die hier zu hörenden Verdolmetschungen sind die Aufnahmen einer Liveveranstaltung. Es standen für die Verdolmetschung keine Kabinen zur Verfügung. Aus diesen Gründe können Ungenauigkeiten, Lücken und Fehler enthalten sein.

1. Zerbrechlichkeit und Angst. Revolution gegen das Leben

Die Pandemie hat sich nicht zuletzt ausbreiten können, weil einem Großteil der Weltbevölkerung Schutz und Sicherheit versagt bzw. entzogen wird. Die Entfesselung des Neoliberalismus war auch eine Revolution gegen das Leben, die bestehende Schutz- und Solidarsysteme maximal ausgehöhlt hat. Mit der Pandemie fluten Ängste die Gesellschaften – Ängste vor dem Virus, dem Hunger, patriarchaler Gewalt, der Polizei, der Zukunft.

Rita Segato (ARG), Mpumi Zondi (ZA)

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2. Einsamkeit, Abwehr, Verwirrung. Gefühlsdynamiken in der digitalen Öffentlichkeit

Die Pandemie verstärkt die dem Kapitalismus eingeschriebene Vereinzelung der Subjekte zu einer Einsamkeit. Diese lässt sichdurch die Digitalisierung des gesellschaftlichen Lebens nur scheinbar überbrücken. Gleichzeitig wird die Sehnsucht nach Kontakt und Beziehung zum gewinnbringenden Datenrohstoff des Überwachungskapitalismus, der zu den großen Gewinnern der Pandemie gehören. Welche Affektdynamiken entstehen in von Algorithmen gesteuerten Öffentlichkeiten? Welche Ansätze eines neuen digitalen Aktivismus ermöglichen lokale wie transnationale Allianzen zwischen den Ausgeschlossenen?

Koketso Moeti (ZA), Tobias Matzner (GER)

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3. Jedes Leben zählt? Von Trauer und Wut


Die Pandemie trifft Menschen in prekären Lebensverhältnisse viel stärker als jene, deren Existenz auf umfassende Weise abgesichert ist. Mit der eklatanten Ungleichheit wird die Hierarchisierung von Leben sowie ihrer „Betrauerbarkeit“ sichtbarer. Doch die erlebten Verluste und Ungerechtigkeiten bleiben psychosozial nicht folgenlos. Global formieren sich Widerstand und Protest: Die Black Lives Matter-Bewegung, organisierte Kämpfe von Hausangestellten oder globale Patentkampagnen durchbrechen das öffentliche Schweigen und gesellschaftliche Gleichgültigkeit.

Djamila Ribeiro (BRA), Vanessa Thompson (GER)

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4. Wider Patriarchat und Ohnmacht : Für das (Über-)Leben

Die „Schattenpandemie“ patriarchaler Gewalt betrifft Frauen* und Queers über alle Klassen und Grenzen hinweg. Ihr sichtbarster Ausdruck sind Fem[ni]izide. Gegen die Gefahr des Getötet-Werdens und die Ohnmacht solidarisieren sich FLINTA über Kontinente hinweg. Angesichts dessen, was Rita Segato als „Femigenozid“ bezeichnet, der die Ausbeutung und Tötung von feminisierter Körper und Natur gleichermaßen bezeichnet, sind Selbstverteidigungs- und Angriffspraxen bitter notwendig,

Verónica Gago (ARG), Elsa Dorlin (FRA)

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5. Fürsorge wider die Ausbeutung

Patriarchale und vergeschlechtlichte Strukturen von Lebens- und Arbeitsverhältnisse verschärfen sich in der Pandemie noch einmal, über Jahrzehnte erkämpfte Fortschritte werden kurzerhand zurückgedreht. Subjektivierungen als „systemrelevant“ treffen auf Ausbeutung und Verschärfung patriarchaler Gewalt. Die Veranstaltung erkundet neue Anerkennungen von Agency und zentrale Stränge aktueller feministischer Ökonomiekritik.

Clemencia Correa (MEX), Julia Dück [GER]

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6. Sehnsucht nach der Revolution für das Leben

Aus den Räumen der Fürsorge und des Widerstands entsteht die Sehnsucht nach einer neuen Welt. Das Streben nach Bindungen und Solidarität gleicht einer Revolution für das Leben, die über Kontinente hinweg Gegenentwürfe erkämpft und lebt.

Eva von Redecker (GER), Nadia Mahmood (IRQ)

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