Tagelang berichteten die Nachrichten von den Schäden im Touristenort Acapulco und den dort festsitzenden Urlaubern, nicht jedoch von der Situation im Hinterland. Indigene Katastrophenopfer der jüngsten Tropenstürme in Guerrero werden von Medien und Regierung ignoriert. Gemeinsam mit seinen Partnern unterstützt medico die unbequemen und widerständigen Gemeinden.
Mitte September trafen gleichzeitig zwei Tropenstürme – Manuel an der Pazifik- und Ingrid an der Atlantikküste – auf Mexiko. Am stärksten betroffen ist der Bundesstaat Guerrero im Westen des Landes. Den schwersten Überschwemmungen in Mexiko seit 50 Jahren fielen mehr als 150 Menschen zum Opfer. Der Leiter des Zivilschutzes spricht von einem nationalen Notstand. Im ganzen Land mussten etwa 39.000 Menschen ihre Häuser verlassen und Schutz in Notunterkünften suchen.
Zwar berichteten die Medien tagelang von den Schäden im Touristenort Acapulco und den dort festsitzenden Urlaubern, nicht jedoch von der Situation im Hinterland. Dort sind Hunderte Dörfer und Weiler, vor allem in der Bergregion (Region Montaña) durch massive Erdrutsche und übertretende Bäche und Flüsse von der Außenwelt abgeschnitten. Niemand weiß, wie viele Todesopfer dort zu beklagen sind. Nach Angaben des Gouverneurs gibt es z.B. wenig Hoffnung, die 58 Verschütteten im Dorf La Pintada lebend zu bergen.
Das örtliche Menschenrechtszentrum Tlachinollan kritisiert die fehlende Koordination zwischen den verschiedenen Regierungsebenen und den fehlenden politischen Willen zu einer schnellen Hilfe. Indigene Katastrophenopfer in Guerrero werden ignoriert, die mexikanische Regierung blende diese vollständig aus. Traditionelle Gemeindeautoritäten, die sich in der Kreisstadt Tlapa Hilfe suchend an die Behörden wandten, wurden abgewiesen.
Tlachinollan beklagt, dass bislang die Betroffenen der Montaña (Bergregion Guerreros) keine ausreichende Unterstützung seitens staatlicher Instanzen bekommen. Die Bevölkerung dieser Region, die ohnehin durch extreme Armut charakterisiert ist, treffen die schlimmsten Auswirkungen solcher Naturkatastrophen. Einmal mehr sind die Marginalisierten auch jene die vergessen werden. Daher fordert Tlachinollan das den Betroffenen in der Region umgehend Hilfe zukommen müssen und das außerordentliche Hilfsmittel, die den Behörden in Guerrero übergeben werden, Mechanismen beinhalten, um Transparenz und ordentliche Rechnungsführung zu gewährleisten und sicherzustellen, dass diese Mittel nicht für politische Zwecke abgezweigt werden, was bedauerlicherweise nicht selten der Fall ist.
Die konkreten Folgen des Unwetters in diesen Regionen sind weiter nicht genau überschaubar, zivilgesellschaftliche Organisationen arbeiten gemeinsam mit den lokalen Organisationen an der Erfassung. Klar ist jedoch bereits, dass es vielfach zur Vernichtung der Felder gekommen ist, wo die Maisernte weggespült wurde. Für die Subsistenzbauern könnte es in naher Zukunft zu einer alarmierenden Nahrungsmittelverknappung kommen.
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Angesichts der Unwetterschäden und der Untätigkeit der Behörden hat Tlachinolllan die mexikanische Bevölkerung aufgerufen sich mit den Betroffenen in Guerrero zu solidarisieren. Diesem Aufruf sind verschiedene Organisationen und Netzwerke gefolgt, darunter auch der medico-Partner M3.
Projektstichwort
medico unterstützt seinen Partner M3 mit Mitteln aus dem Nothilfefonds, damit dieser in enger Absprache mit Tlachinollan Lebensmittel und Hygieneartikel einkaufen und nach Guerrero verschicken kann. Die Verteilung vor Ort übernimmt Tlachinollan.