Auf dem Weg von Amman zur syrischen Grenze überholen wir in die Jahre gekommene Kleinwagen und Minibusse. Auf den Dächern stapeln sich meterhoch Matratzen, Kisten und Möbel. Die Nummernschilder der Fahrzeuge verraten, dass es sich um Rückkehrer handelt. Allein in Jordanien haben zuletzt über 700.000 syrische Flüchtlinge gelebt. Nun kehren Tausende zurück. Kaum haben sie die Grenze überquert, erwartet sie Ungewohntes: Die Grenzposten sind herausgeputzt, in einer Halle ertönt aus Lautsprechern ein Revolutionslied von 2011. Displays informieren nicht nur über ein vereinfachtes Einreiseprozedere, sie begrüßen die Ankommenden mit Worten, die bis vor Kurzem noch undenkbar waren: „Welcome to Syria, your homeland has missed you“ heißt es da, und: „Syria is the beginning: Be part of its bright future“.
Auch von den Männern an den Checkpoints werden wir freundlich begrüßt. Sie tragen das HTS-Abzeichen, aber keine einheitliche Uniform. Wir passieren ausgebrannte Panzer und zerstörte Kontrollpunkte. Früher, erzählt unser Fahrer, habe hier der Geheimdienst das Sagen gehabt. Immer habe man Schikanen über sich ergehen lassen müssen, immer wieder seien Leute bei den Kontrollen verhaftet worden. Das „früher“, von dem er spricht, ist gerade einmal sieben Wochen her. Anfang Dezember 2024 ist das Regime unter Staatspräsident Baschar al-Assad kollabiert. Niemand hat das so vorhergesehen. Und doch ist das Alte verschwunden. Aber hat das neue Syrien schon begonnen?
Die neue alte Hauptstadt
Wir erreichen Damaskus. In der Hauptstadt sind die Spuren des Umsturzes unübersehbar. Die Migrations- und Passbehörde ist ausgebrannt, in der verwüsteten Zentrale der Baath-Partei schmücken zerrissene Plakate von Hafez al-Assad den Boden des Eingangsbereichs. Bewacht wird das Gebäude leidlich, drei junge HTS-Kämpfer stehen rauchend um eine Feuertonne herum. Die östlichen Vororte Ghoutas gleichen einem Trümmerfeld. Einst lebten hier 500.000 Menschen, im Bürgerkrieg war das Gebiet einige Jahre lang weitgehend unter Kontrolle oppositioneller Milizen. Das Regime ließ die Gegend mit russischer Unterstützung ausbomben. 2018 konnten Hunderttausende Bewohner:innen dann nach Idlib evakuiert werden.
Abseits der Ruinen aber pulsiert das Leben. Die Menschen schieben sich durch den al-Hamidiya-Basar, die Altstadt ist voller Familien, junge Leuten machen Selfies mit HTS-Milizionären. Es wirkt, als wollten alle das neue Syrien begrüßen und Teil davon sein. In den Cafés und Restaurants sind hingegen nur wenige Plätze belegt. Viele können sich den Besuch schlicht nicht leisten. Die Wirtschaft des Landes liegt am Boden, die Preise für Lebensmittel sind weiterhin hoch. Umso wichtiger sind die öffentlichen Plätze. Sie sind wesentlicher Umschlagplatz der beginnenden Aufarbeitung der Gräueltaten des Regimes.
An den Tagen nach der Öffnung der Gefängnisse wurde der Al-Marjeh-Platz zu einem Forum der letzten Hoffnung: Verzweifelte Mütter hängten Fotos ihrer verschwundenen Söhne und Töchter auf und hinterließen Telefonnummern. Vielleicht war ihr Kind ja doch noch am Leben, vielleicht würde jemand den Menschen auf dem Foto erkennen. Es gibt über 120.000 dokumentierte Verschwundene, die Dunkelziffer ist weit höher. Gleichzeitig wird auf den Plätzen auch um die Gegenwart und Zukunft des Landes gerungen. Heute soll auf dem AlMarjeh-Platz eine Mahnwache zum Schutz von Minderheiten stattfinden. Werden in dem multiethnischen und -religiösen Land alle Platz in dem neu aufzubauenden Gemeinwesen finden? Finden alle Schutz? Auch vor Ort hören wir Berichte von Übergriffen an und Verfolgungen von Alawiten, jener Volksgruppe, der auch die al-Assads angehören. Syrien ist ein Land voller Wunden und „offener Rechnungen“.
Im Café Rawda treffen sich Aktivist:innen, Intellektuelle und Heimkehrer:innen aus Europa. Früher habe man sich sicher sein können, dass an einem Nebentisch ein Agent des Geheimdiensts sitzt. Nun aber kann, zum ersten Mal seit ewigen Zeiten, offen geredet und auch gefeiert werden. Alle Anwesenden sind beseelt davon, dass sich die Tür für eine bessere und friedliche Zukunft des Landes geöffnet hat. Und allen ist bewusst, dass der Zivilgesellschaft und all jenen, die seit 2011 für ein demokratisches Syrien gekämpft haben, eine entscheidende Rolle dabei zukommt, diese Chance zu nutzen. Bis spät in die Nacht wird diskutiert – und auch die neue HTS-Regierung skeptisch beäugt. Zuviel ist bekannt über die Vergangenheit der Islamisten und ihrer Herrschaft in Idlib. Dass es bei der Machtübernahme zu wenig Blutvergießen gekommen ist, sehen viele als Zeichen einer möglichen friedlichen Zukunft. Die nun endlich errungenen Freiräume wollen sich die Menschen nicht noch einmal nehmen lassen.
Wie der Weg aussehen wird? Laut Plan der neuen Machthaber soll ein Komitee eingerichtet werden, das in einem nationalen Dialog die Zusammensetzung einer möglichen Regierung und die Demokratisierung Syriens berät. In drei Jahren soll eine neue Verfassung stehen, in vier Jahren sollen dann Wahlen stattfinden. Vonseiten der syrischen Zivilgesellschaft gibt es aber auch Kritik , berichtet uns die medico-Partnerin und Frauenrechtlerin Huda Khaity. Es mangele an Transparenz über die Entscheidungsprozesse und die Zusammensetzung des Komitees.

Die Hölle von Syrien
Nördlich von Damaskus, inmitten goldschimmernder Berge, liegt das gefürchtete Militärgefängnis von Sednaya. Seit 2012 waren hier hauptsächlich politische Gefangene untergebracht, Zehntausende sind gestorben. Am 8. Dezember 2024 wurden 2.000 Inhaftierte aus den Zellen befreit. Auf die Mauern des Eingangstors ist die Fahne der syrischen Revolution gemalt, darunter steht der Satz „Das menschliche Schlachthaus – Wir werden nicht vergessen, wir werden nicht verzeihen“. Wir folgen der Straße, die sich den Hang hinauf zum Hauptgebäude schlängelt. Vor dem Eingang des furchteinflößenden Gebäudes ist der Straßenbeton aufgebrochen. Auch hier wurde nach Geheimzellen gesucht. Als wir den Komplex betreten, zieht uns Verwesungsgeruch in die Nase. Da ist der Feldgerichtshof, in dem Tausende Todesurteile gefällt worden sind; da sind Käfige, in denen die Inhaftierten auf ihre Verurteilung warten mussten; da ist der Hof, in dem die Exekutionen vollzogen wurden.
Je näher wir den Sammelzellen kommen, umso beißender wird der Gestank. In diesen dunklen Räumen, vielleicht 20 Quadratmeter groß, wurden jeweils bis zu 100 Menschen eingesperrt. Später werden uns Überlebende vom System des Terrors erzählen, von allen erdenklichen Formen von Gesprächsverboten, Denunziation, Vergewaltigung und Folter. Für die Inhaftierten ging es nicht darum, zu überleben. Es ging darum, möglichst schnell zu sterben. Was aus diesem Ort des Schreckens nun werden soll, weiß niemand so genau. Gerechtigkeit und Aufklärung, unter Einbeziehung der Opfer, eine Bestrafung der Täter, egal ob sie sich ins Ausland abgesetzt haben oder noch im Land leben – das wünschen sich viele. Der Weg dahin ist lang.
Anwälte im Untergrund
Zurück in Damaskus. Wir leuchten uns mit dem Handy den Weg durch ein dunkles Treppenhaus. In Büroräumen treffen wir die Anwältin Jihan und die Anwälte Hussein, Adil und Amar. Es ist ein besonderer Moment. Denn für die vier ist es die erste persönliche Begegnung seit langer Zeit. „Wir alle waren in diesem Land eingesperrt“, sagt Hussein. „Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass wir uns einmal in einem eigenen Büro mit einer internationalen Menschenrechtsorganisation treffen werden.“ Wir reden stundenlang. Es wird viel gelacht, aber es fließen auch Tränen. An einer Wand des Büros hängt die syrische Revolutionsfahne.
Die vier sind Teil des von medico unterstützten Netzwerkes von Anwält:innen des Center for Legal Studies and Research (The Center). Einige Mitglieder haben in den vergangenen Jahren aus dem Exil Menschenrechtsarbeit geleistet, darunter der Anwalt Anwar al Buni, der von Berlin aus Verfahren vor europäischen Gerichten gegen syrische Täter geführt hat. Sie selbst haben teils unter Lebensgefahr in Syrien im Untergrund gearbeitet. So lange und so gut es ging, haben sie Inhaftierte in den Zivilgefängnissen mit Geld, Kleidung oder Hygieneprodukten versorgt, politische Gefangene vertreten und versucht, die Vollstreckung von Todesstrafen abzuwenden. 23 Freisprüche haben sie erwirken können und innerhalb des korrupten Systems immer wieder Wege gefunden, Prozesse zu führen.
Oft waren sie für die Häftlinge die einzige Verbindung zur Außenwelt. Manche von ihnen halten auch nach ihrer Befreiung weiter Kontakt. Aber vielen fällt es schwer, wieder Fuß zu fassen, erzählt Hussein. Es geht um Menschen wie Sinan, unseren Begleiter in Damaskus. 2011 hatte er sich als 23-Jähriger im zivilen Widerstand engagiert. Die Häscher des Systems erwischten ihn, er kam in ein Foltergefängnis des Geheimdienstes. Er überlebte, und weil seine Familie zahlte, wurde er in das Zivilgefängnis Adra überführt. Zwölf Jahre saß er insgesamt in Haft, vor sechs Wochen wurde er befreit. Noch immer spricht er den Namen Assads nicht laut aus. „An die Freiheit“, sagt er einmal, „muss ich mich erst wieder gewöhnen.“
„Es gibt Tausende solcher Fälle“, berichtet Amar und zeigt auf die Dutzenden Kartonkisten, die sich überall in den Büroräumen stapeln. In einigen befinden sich Dokumente aus Sednaya. Amar öffnet eine Mappe und zieht Unterlagen heraus: Urteilssprüche, ID-Karten der Inhaftierten, Abzeichen der Wärter, Listen. Hunderttausende Akten aus dem Repressionsapparat des Regimes konnten die Anwält:innen sichern. Die Kolleg:innen haben bereits Freiwilligenteams ausgebildet, die helfen sollen, die Unterlage nach internationalen Standards zu bearbeiten. Der Aufbau einer Datenbank ist zentral für die strafrechtliche Aufarbeitung und das, was in der Fachsprache „transitional justice“ heißt. Die HTS-Regierung unterstützt diesen Prozess bislang. Doch das Team von The Center schaut nicht nur zurück. Es verfolgt auch aufmerksam, was aktuell in Syrien geschieht. Denn weiterhin werden Menschenrechtsverletzungen begangen, seien es willkürliche Verhaftungen oder extralegale Tötungen. Auch sie, davon sind die Anwält:innen überzeugt, müssen geahndet werden. Denn ohne eine gerechte Justiz kann es keine echte Demokratie geben. Jihan sagt es so: „Die Verbrechen des syrischen Regimes dürfen nicht mit neuen Händen begangen werden.“

Was bleibt von Rojava?
Ganz anders ist die Lage bei unserem Besuch in Rojava. Unsere erste Station ist die Großstadt Qamislo. Zwar ist die Region seit einem Abkommen von 2012 de facto selbstverwaltet – damals zog sich das Regime zurück und überließ es den kurdischen Selbstverteidigungseinheiten (SDF), die Milizen des „Islamischen Staates“ zu bekämpfen. Abwesend war die Diktatur aber keineswegs. Bis zuletzt hatte sie etwa den Flughafen Qamislo und einzelne Stadtteile unter Kontrolle. Zudem war syrisches und russisches Militär infolge der türkischen Angriffe 2019 in der Region stationiert, ein Abkommen im Überlebenskampf der Selbstverwaltung. Und heute? In einem Verkehrskreisel liegen die Überreste einer zerstörten Statue von Hafez al-Assad. Dass hier niemand der Baath-Partei hinterhertrauert, ist Ergebnis einer langen Geschichte. Über Jahrzehnte sind den Kurd:innen nur eingeschränkte Rechte zugestanden worden und wurde der Nordosten bewusst unterentwickelt gehalten. Stattdessen gab es Regierungsprojekte zur „Arabisierung“ der Region. In den arabisch geprägten Städten gibt es daher auch Zuspruch zur neuen HTS-Regierung. Auch alte antikurdische Ressentiments kochen wieder hoch.
In Qamislo treffen wir die medico-Partner:innen und viele alte Bekannte. Die Unsicherheit hinsichtlich des neuen Syriens ist noch größer als in Damaskus. Der Schmerz und die Erfahrungen mit al-Nusra, der Vorgängerorganisation der HTS, und all den anderen radikalislamistischen Gruppen sitzen zu tief, um sich vom Freudentaumel im Rest des Landes mitreißen zu lassen. Genährt wird die Skepsis durch Nachrichten wie die, dass ein Führer einer islamistischen Miliz, die 2019 gezielt die kurdische Politikerin Hevrin Khalef ermordet hat, in die Übergangsregierung berufen worden ist. Immerhin: Unter der Führung des SDF-Kommandeurs Mazloum Abdî haben erste Gespräche mit der HTS-Regierung stattgefunden, Absichtserklärungen geben Anlass für leise Hoffnung. Doch den Worten müssen Taten folgen.
Inzwischen ist klar geworden, dass weder Vertreter:innen der Selbstverwaltung Nordostsyriens noch andere Minderheiten Teil des nationalen Übergangskomitees werden sollen. Doch die Kurd:innen kommen nicht umhin, mit der neuen Regierung zu verhandeln. Gleichzeitig gibt es rote Linien. Es geht um politische Freiheitsrechte, um die Verwaltung der Städte, um eine gerechte Aufteilung der Ressourcen und die Frage nach der künftigen Rolle der SDF-Kräfte. Hierzu organisiert die Selbstverwaltung inzwischen einen internen Dialogprozess. „Niemand wird das, was hier in den letzten zehn Jahren erkämpft wurde, aufgeben – vor allem nicht die Frauenrechte“, sagt uns Evin bei einem Treffen in Hasakeh. Sie war Teil der Frauenkommission der Selbstverwaltung. Aktuell sind Führungspositionen in Rojava paritätisch besetzt. Es gibt Gesetze zum Schutz gegen Gewalt an Frauen, die Mehrfachehe ist verboten, Frauen und Männer haben gleiche Chance in Bildung und Militär. Ob all das im neuen Syrien Bestand haben wird, ist eine der vielen offenen Fragen.
Endlose Vertreibung
Unterdessen hat sich die Bedrohung Rojavas massiv verschärft. Die türkisch finanzierte Syrian National Army (SNA), die auch aus der Freien Syrischen Armee hervorgegangen war und seit 2016 Teile der kurdischen Gebiete in Nordsyrien besetzt, nutzte den Vormarsch der HTS im Dezember 2024 für neuerliche Vorstöße ins Autonomiegebiet. Tel Rifat/Shebha und die Stadt Manbidsch haben die kurdischen Einheiten aufgeben müssen. Inzwischen steht die Stadt Kobanê – seit der erfolgreichen Vertreibung des IS Symbolort der kurdischen Selbstbehauptung – unter Beschuss. Die Offensive hat auch erneut massive Fluchtbewegungen ausgelöst. Anfang Dezember mussten 120.000 Menschen über Nacht nach Tabqa und Raqqa fliehen, die meisten unter ihnen waren erst wenige Jahre zuvor von der SNA aus Afrin vertrieben worden.
Die Nothelfer:innen des Kurdischen Roten Halbmonds haben, mit Unterstützung von medico, zumindest notdürftige Infrastrukturen aufgebaut. Die Ankommenden werden in Schulen, Moscheen, Gemeindezentren und Stadien, aber auch in ehemaligen Regimegebäuden untergebracht. Mit unseren Partner:innen vom Kurdischen Roten Halbmond besuchen wir die Notunterkünfte in Qamislo und Hasakeh. Es fehlt hier an allem, die Versorgungslage ist katastrophal. Internationale Nothilfe gibt es kaum. Die Solidarität in der Bevölkerung ist hingegen groß: Viele haben Privatwohnungen für die Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, Sachspenden gesammelt und Angebote für Kinder organisiert.
Die nächste Station ist das Newroz-Camp bei Derik im nordöstlichsten Zipfel des Landes. Es ist eines von insgesamt vierzig Flüchtlingslagern in der Region, alle werden gebraucht, immer wieder, für immer neue Vertriebene und Flüchtende. Die Verwaltung des Camps hat nicht viel Zeit für uns: Knapp 16.000 Menschen leben aktuell hier, täglich werden es mehr. Gerade sind 51 Familien aus den Städten Raqqa und Tabqa angekommen. Es fehlen Zelte, die Infrastruktur für sanitäre Anlagen und Hilfsgüter reicht nicht aus. Dennoch laden Männer und Frauen aus großen Trucks ihr Hab und Gut ab.
Viel ist es nicht. Verzweifelt steht eine Frau vor uns. Sie erzählt, dass sie aus Shebha vor den Islamisten fliehen musste. In Tabqa habe sie auf der Straße geschlafen, in Raqqa in einer Schule. „Wir sind einmal durch ganz Syrien geflohen und stehen doch vor dem Nichts.“
Plötzlich herrscht Aufregung. Die nächste Hiobsbotschaft ist eingetroffen: Trump hat die US-amerikanische Entwicklungshilfe per Dekret gestoppt. Es ist noch nicht klar, was das für die Menschen hier, die ohnehin einen Abzug der US-amerikanischen Truppen fürchten, bedeutet. Aber Schlimmes steht zu befürchten. Bislang werden mit US-Geldern Wasser und Brot bezahlt, zudem das Verwaltungspersonal. In den nächsten Tagen wird uns wiederholt berichtet, dass Mitarbeiter:innen lokaler Hilfsorganisationen, die über USAID finanziert werden, per E-Mail gekündigt worden ist, kurz und knapp. Knapp 300 Leute wird es treffen, schätzt unser Begleiter Ossama. Es gibt mindestens 500.000 Menschen in der Region, die über Hilfsgelder versorgt werden. Er selber hat an einem ökologischen Entwicklungsprojekt mitgewirkt und ist nun arbeitslos.
Beim Abschied macht sich ein ambivalentes Gefühl breit. Der Sturz des Regimes hat die Koordinaten verschoben und Räume geöffnet. Wohin sich Syrien entwickelt, ist noch nicht abzusehen. Doch während die Menschen in weiten Teilen des Landes nun etwas zu gewinnen haben, geht es im Nordosten darum, nicht noch mehr, wenn nicht gar alles zu verlieren.
Seit 2011 unterstützt medico diejenigen, die ein demokratisches Syrien trotz Bürgerkrieg und Terror nicht aufgegeben haben – von Rojava bis Damaskus. Dabei ging und geht es um Nothilfe, Aufarbeitung von Verbrechen, Gesundheitsversorgung und die Stärkung feministischer Kämpfe.
Ob die Spendenkampagne „Solardarity“ oder das MENA Prison Forum, ob Artikel oder Podcast: medico versucht auch hierzulande, das Interesse und die Solidarität für die Region wachzuhalten. Dies ist nur möglich dank Ihrer großen Spendenbereitschaft.
Dieser Beitrag erschien zuerst im medico rundschreiben 01/2025. Das Rundschreiben schicken wir Ihnen gerne kostenlos zu. Jetzt abonnieren!