Cohen on Tour

Veranstaltungsrundreise zur Situation im Nahen Osten

29.10.2008   Lesezeit: 3 min

Tsafrir Cohen - Vertreter von medico international in Palästina/Israel - berichtet auf seiner Veranstaltungsrundreise im November von Ausgrenzungen und der paradoxen Hoffnung zwischen Mauern und Erdwällen.

Vortrag und Diskussion mit Tsafrir Cohen:

Im Land der vielen Grenzen – Von Ausgrenzungen und der paradoxen Hoffnung zwischen Mauern und Erdwällen

Die Veranstaltungen finden statt:

Sa, 15.11., Kiel, 10-16 Uhr

  • Workshop „Gesundheit unter Besatzungsbedingungen“ auf der Tagung „Alltag unter Besatzung – palästinensisches Leben im 60. Jahr der Naqba“
  • Kunsthalle Kiel, Düsternbrooker Weg 1, 24105 Kiel
  • Veranstalter u. Anmeldung: Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein, office@frsh.de , Tel. 0431-73 5000, Tagungsbeitrag 15,- Euro (incl. Essen u. Getränke)

So, 16.11., Bremen, Matinee um 11:30 Uhr

  • Forum Kirche, Hollerallee 75, 28209 Bremen Seminarraum
  • Kooperationspartner: "Bremer Arbeitskreis Genfer Initiative für einen isarelisch-palästinensichen Frieden", gebildet vom Arbeitskreis der Bremer Ökumenischen Initiative

Mo, 17.11., Hannover, 19 Uhr

  • Kultur- & Kommunikationszentrum Pavillon, Lister Meile 4, 30161 Hannover
  • Ko-Veranstalter: Palästina Initiative Region Hannover

Di, 18.11., Düsseldorf, 19:00 Uhr

  • Haus der Kirche, Bastionstr. 6, 40213 Düsseldorf
  • Ko-Veranstalter: Palästina-Frieden-Stiftung Rachel Corrie

Mi, 19.11., Berlin, 19:00 Uhr

  • Haus der Demokratie u. Menschenrechte, Robert-Havemann-Saal, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin
  • Ko-Veranstalter: Arbeitskreis Nahost Berlin, Bildungswerk der Heinrich-Böll-Stiftung

Parallel zu den mittlerweile 15 Jahre andauernden Friedensgesprächen entstehen in Israel und Palästina immer mehr sichtbare und unsichtbare Mauern. Die „Zweite Intifada“ ist abgeflaut, Israelis können wieder angstfrei öffentliche Verkehrsmittel nutzen, die Wirtschaft wächst. Die Realität in den Palästinensergebieten tritt immer mehr in den Hintergrund. Doch während auf der einen Seite die Besatzungsvergessenheit wächst, nimmt die Besatzung auf der anderen Seite die Gestalt eines Enklavensystems an. Die Palästinenser leben immer dichter gedrängt und isolierter.

Medico international versteht die eigene Arbeit als Teil eines umfassenden sozialen Handelns, das die Verwirklichung des Rechts auf Gesundheit zum Ziel hat. Medico arbeitet seit zwanzig Jahren in Israel/Palästina. Angesichts der Realitäten vor Ort versucht medico mit ihrem Partner Palestinian Medical Relief Society (PMRS) den Enklavenbewohnern ein Minimum an medizinischer Versorgung zukommen zu lassen.

Gleichzeitig ist sich medico mit seinen israelischen und palästinensischen Partnern einig, dass diese Arbeit die Folgen der Trennungspolitik zwar mildern, nicht aber deren Ursachen bekämpfen. In diesem Land der vielen Grenzen zielen die Projekte auf den Erhalt und die Erweiterung von Spielräumen. Psychosoziale Arbeit mit Jugendlichen in Nablus oder Theatertherapie im Flüchtlingslager Jenin sollen gegen innerpalästinensische Entsolidarisierung wirken und jungen Menschen Möglichkeiten aufzeigen, politisch und solidarisch nach Innen wie Außen zu agieren. Gemeinsame mobile Kliniken des medico-Partners Ärzte für Menschenrechte – Israel und der PMRS stellen eine Nische von Grenzen überschreitender Solidarität dar. Zugleich ist dieser gemeinsame Einsatz von Israelis und Palästinensern, für die Würde der Menschen und ihr Recht auf Unversehrtheit des Lebens, Zeichen und Ausdruck „paradoxer Hoffnung“.

Die Bemühung der Ärzte für Menschenrechte – Israel, schwer kranke Patienten aus dem Gazastreifen herauszuholen, ist konkrete Aktion. Doch sie macht auch auf die sich vertiefenden Ausgrenzungen aufmerksam. Dieses politische, emanzipatorische Engagement der medico-Partner ist auf ein solidarisches Handeln, das um die historischen Verantwortlichkeiten weiß, auch in Deutschland angewiesen.

Tsafrir Cohen wurde 1966 in Israel geboren, wuchs in Israel und Kanada auf, verließ Israel 1986 in Richtung Westberlin und glaubte so dem israelisch-palästinensischen Konflikt, dessen verhärteten Fronten und den verheerenden Auswirkungen auf die beiden Gesellschaften entfliehen zu können. Nach zwei Jahrzehnten publizistischer Tätigkeit und kultureller Projektarbeit in Berlin leitet er seit 2007 in Jerusalem das Büro von medico international. Cohen berichtet regelmäßig in seinem Jerusalem-Blog von dieser Arbeit und der Situation vor Ort.

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