Das "virtuelle Minenfeld" war im schauspielfrankfurt zu sehen
Nachdem wir mit unserer Kunst- und Spendenaktion "Das virtuelle Minenfeld" im Dezember letzten Jahres im Auswärtigen Amt zu Gast waren, lag sie nun für eine Woche im Zwischendeck des Frankfurter Schauspielhauses. Unter dem Motto "Der Krieg ist nicht vorbei" luden die Frankfurter Kultureinrichtung und medico international am 1. Mai zur Eröffnung der Aktion ein. Nach der Vernissage diskutierten auf der Bühne des Kleinen Hauses in einem fast dreistündigen Gespräch der Vietnamkriegsveteran und Mitbegründer der Kampagne gegen die Landminen Bobby Muller, der Schriftsteller Navid Kermani und Thomas Gebauer über die Situation im Nahen und Mittleren Osten. Den Abschluss bildete die bundesweite Preview des preisgekrönten Films "Schildkröten können fliegen" von Bahman Ghobadi, dessen mittlerweile höchst erfolgreichen Kinostart in Deutschland medico unterstützt hat.
Als während der Vernissage die ersten Platten an eigens angereiste "Minenräumer" übergeben wurden, nahm das virtuelle Räumen der Bodeninstallation erstmals reale Gestalt an. Wo vorher "Minen" lagen, entstand neuer Raum für Bewegung. Raum, den es beispielsweise für Debatten, die mehr als nur öffentliches Spektakel sein wollen, offenbar immer weniger gibt. Nur so ist zu erklären, warum der Saal während der Podiumsdiskussion trotz des ersten Sommertages voll besetzt war. Navid Kermani berichtete von einer Lesereise nach Israel und Palästina. Zeichen paradoxer Hoffnung, so Kermani, seien kaum noch wahrzunehmen. Die palästinensische Gesellschaft könne dem ständigen Druck kaum noch standhalten. Auch wenn der geplante Abzug der Israelis hier anders wahrgenommen würde. Man bewege sich tatsächlich eher von der Chance auf einen Frieden weg, so Kermani. Auch für den Irak, so Bobby Muller, sei die Perspektive düster. Viele Kenner in den USA halten den Irak-Krieg bereits für verloren. Eine Chance auf eine friedliche und demokratische Zukunft im Irak gebe es nur, wenn die USA erklärten, dass sie weder Ansprüche auf Militärbasen noch auf Erdöl im Irak erheben würden. Unter der Bush-Regierung sei eine solche Erklärung nicht zu erwarten.
Die Debatte darüber, wie Aufbau und Fundierung einer alternativen Öffentlichkeit unterstützt werden kann, soll fortgesetzt werden. Auch die Kunst- und Spendenaktion rund um das virtuelle Minenfeld geht weiter. Mittlerweile sind mehr als 200 Elemente der Bodeninstallation gegen eine Spende von 500 Euro "geräumt" worden. Die Installation wird im Sommer in Rotterdam und im Herbst voraussichtlich in Köln, Genf und Zagreb zu sehen sein. Wer über den Fortgang der Aktion auf dem laufenden gehalten werden möchte, kann auf den Aktionsseiten den "Bewegungsmelder" abonnieren, der regelmäßig über unsere Aktivitäten berichtet.