Liebe Leserinnen und Leser,
das "Making-Of" dieses Rundschreibens ist berichtenswert. Das Weihnachtsheft bewegt das ganze medico-Team. Das wichtigste Heft im Jahr soll ein möglichst breites Spektrum der Arbeit darstellen. Neun Spendenstichwörter sind keine magische Zahl, aber ein Hinweis auf die Vielfalt der Themen und Projekte, über die wir berichten. Immerhin fanden wir im Entstehen dieses Heftes vieles so interessant, dass wir die Seitenzahl von 32 auf 40 erhöht haben. Wir sind davon ausgegangen, dass die Zeit zwischen den Jahren nicht nur zum Spenden, sondern auch zum Lesen anregt.
Wenn Sie sich das Heft genauer betrachten, werden Sie feststellen, dass bei aller Vielfalt ein Thema diese Ausgabe prägt: die Frage nämlich, wie Zugang zu Gesundheit unter den Bedingungen einer zunehmenden Privatisierung öffentlicher Gesundheitsfürsorge zu gewährleisten ist. Wie vielen von Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, bewegt uns dabei insbesondere die Frage nach Produktion und Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten. In den zurückliegenden Jahren haben wir zu Recht großen Wert darauf gelegt, dass Gesundheit nicht durch eine Wunderpille zu gewährleisten ist. Und wenn Sie den ausführlichen Text von Thomas Gebauer im hinteren Teil des Heftes lesen, dann werden Sie auch feststellen, dass sich an dieser Position nichts geändert hat. Der Text ist übrigens ein Auszug aus seiner Rede beim turnusgemäßen IPPNW-Kongress "Medizin und Gewissen", der sich dieses Jahr mit der Kommerzialisierung der Gesundheit beschäftigte. Tatsächlich aber wird die globale Apartheid in der Gesundheit nirgendwo so deutlich, wie in dem höchst ungerechten Zugang zu Medikamenten, die Leben retten oder zumindest verlängern könnten. Das schlagende Beispiel der AIDS-Medikamente ist dabei nur eines von vielen.
Seit einem Jahr diskutieren wir in diesem Kontext einen neuen öffentlichen Auftritt zu globalen Gesundheitsproblemen, der nicht nur die Probleme des neoliberal geprägten Gesundheitsverständnisses deutlich macht, sondern auch Alternativen aufzeigt. Dabei spielt die Forderung nach Entwicklung und Zugang zu Medikamenten als öffentliches Gut eine zentrale Rolle. Einige mögliche Alternativen finden in unserem Heft Erwähnung: die Zahnpromotoren aus Guatemala, die wir seit vielen Jahren unterstützen, und die Christoph Goldmann sehr persönlich porträtiert; oder die Kollegen von Gonoshasthaya Kendra, die exemplarisch ein umfassendes Gesundheitskonzept mit ihren sozialen Diensten realisieren und parallel essentielle Medikamente herstellen. Die Globalisierung dieser Alternativen ist uns ein besonderes Anliegen. Gerade im nächsten Jahr, wenn die deutsche EU-Präsidentschaft und der G8-Gipfel in Deutschland die Globalisierungsdebatte auch hier wieder aufleben lassen werden, möchten wir deutlich machen, dass es keine neoliberale Zwangsläufigkeit von allein seligmachenden Marktgesetzen gibt.
Insofern öffnet das letzte Heft in diesem Jahr zugleich den Blick auf einige der großen Themen, die uns nächstes Jahr beschäftigen werden. Auf ihre Mithilfe, diese Alternativen publik zu machen, sind wir angewiesen. Informationsangebote dazu finden Sie in dieser umfangreichen Ausgabe des medico-Rundschreibens.
Mit herzlichen Grüßen Ihre Katja Maurer