Afghanistan

Ein Ort der Würde und Gerechtigkeit

10.12.2023   Lesezeit: 2 min

Das virtuelle Afghanistan Memory Home dokumentiert Geschichten der Opfer fortgesetzter Menschenrechtsverletzungen, aber auch ihres Widerstands und ihrer Flucht aus unerträglicher Zeit.

Nach dem Rückzug der westlichen Truppen und der Rückkehr der Taliban an die Macht mussten die Kolleg:innen des langjährigen medico-Partners Afghanistan Human Rights and Democracy Organization (AHRDO) das Land verlassen. Ihre abenteuerliche Flucht führte sie über Pakistan nach Kanada, wo sie heute leben. Nach der erzwungenen Unterbrechung setzen die Kolleg:innen ihre Arbeit längst wieder fort – wenn auch nicht mehr durch das politische Theater, mit dem AHRDO zu einer wichtigen Kraft der kleinen, aber entschlossenen afghanischen Demokratiebewegung geworden war.

Von Kanada aus dokumentiert AHRDO heute die Gewalt, unter der die Menschen in Afghanistan leben müssen. Dokumentiert wird aber auch die Geschichte der Gewalt, in der sie seit Jahrzehnten – im Grunde seit Beginn der Versuche leben müssen, das Land zu kolonisieren. Der Ort und das Medium dieser Erinnerungs- und Überlieferungsarbeit ist das „Afghanistan Memory Home”, ein virtuelles Museum. Dabei geht es zum einen um die Sammlung, Bereitstellung und Veröffentlichung von Dokumenten gewesener und fortgesetzter Menschenrechtsverbrechen, mit dem Ziel, die Täter einst der Rechenschaft zuzuführen. Dabei geht es nicht nur um die Taliban und nicht nur um afghanische Gewalttäter, sondern auch um Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen der sowjetischen und der westlichen Interventionstruppen.

Zum anderen aber geht es darum, die Geschichten der Opfer vernehmbar zu machen, auch die Geschichten ihres Widerstands und ihrer Fluchten aus unerträglicher Zeit. Da das Geschehen in Afghanistan von Bedeutung nicht nur für die Menschen im Land ist, sondern exemplarisch für die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist, gilt AHRDOs Erinnerungs- und Überlieferungsarbeit letztlich uns allen. Sie gibt uns Kunde von der Welt, die wir teilen und gemeinsam zu verantworten haben, und sie stellt damit immer auch Fragen nach einer anderen, nach einer besseren Welt. In einer dunklen Zeit für das Menschenrecht nicht nur in Afghanistan bleibt AHRDO dem eigenen Einsatz verpflichtet. medico wird diesen Weg weiter mitgehen.


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