Ein El-Hilweh

Ein Terror-Hotspot?

10.04.2017   Lesezeit: 14 min

Interview mit Zafer Khateeb von der palästinensischen NGO Nashet, die im Flüchtlingslager Ein El-Hilweh im Libanon seit vielen Jahren Kinder- und Jugendarbeit macht und dabei auch Tabus bricht.

7 Tote und 40 Verwundete ist die Bilanz der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der mit Al-Qaida verbundenen islamistischen Bilal-Badr-Gruppe und der Joint Palestinian Security Forces, die unter Führung der Fatah im größten palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon  offenbar versuchen, die militärische Kontrolle zu erlangen. Zur Situation im seit 1948 existierenden Lager, dessen Existenz durch die aktuellen bewaffneten Auseinandersetzung bedroht ist, nachfolgend ein Interview mit dem Präsidenten der medico-Partnerorganisation Nashet, die seit vielen Jahren Jugendarbeit im Lager macht.

Wie kann man Ein El-Hilweh mit zwei Worten beschreiben?

Zafer Khateeb: Ein Gefängnis. 105.000 Menschen leben hier in einem großen Gefängnis. Manche von ihnen könnten mittlerweile außerhalb leben, aber sie fühlen sich im Gefängnis sicherer. Denn die Situation im Libanon kann sich jederzeit gegen palästinensische Flüchtlinge richten.

Ein El-Hilweh gilt als einer der gefährlichsten Orte im Nahen Osten. Ein „terroristischer Hotspot“. Warum?

Wir leben in einer Krisenregion. Insbesondere die Situation in Syrien wirkt sich auch auf uns aus. Dadurch gestaltet sich die Situation im Libanon zunehmend komplizierter. All das spiegelt sich auch in der palästinensischen Exil-Gemeinde wider. Es gibt starke palästinensische Kräfte, die auf der Seite von Assad stehen. Also gibt es auch hier im Lager eine Pro-Assad-Fraktion. Dazu gehören auch palästinensische Fraktionen, die mit der Hisbollah verbunden sind, also auch auf Seiten Assads stehen. Gleichzeitig gibt es aber auch Gruppierungen auf Seiten der Islamisten. Dazu gehört auch die Bilal-Badr-Gruppe, der Beziehungen zu Al-Quaida nachgesagt werden.

Es stehen sich also diverse Kräfte feindlich gegenüber. Und sehr schnell können persönliche, individuelle Auseinandersetzungen in das politisch-militärische Feld überführt werden. Gerade im letzten Jahr fanden 5 Tage lang in der Straße, an die unser Zentrum grenzt, militärische Auseinandersetzungen zwischen Fatah-Organisationen und extremistischen Gruppen statt. Es wurde dabei sehr viel zerstört. Das kann jederzeit wieder passieren.  (Siehe die  gerade stattfindenden bewaffneten Auseinandersetzungen mit vielen Toten und Verwundeten. Anm. d. Red.)

Würde sich die Lage ändern, wenn es mehr Einmischung von außen gäbe?

Oh, es gibt sehr viel Einmischung von außen. Alle Regionalmächte haben hier ihre Gruppen, die sie unterstützen. Da sich die Palästinenser trotzdem gleichzeitig außerhalb der regionalen Konflikte bewegen, werden sie als Nachrichtenboten für die sich feindlich gegenüberstehende Kräfte benutzt. Auch libanesische widerstreitende Parteien benutzen gerne palästinensische Gruppen als Nachrichtenübermittler.

Eine Art Syrien in klein?

Ein El-Hilweh liegt strategisch günstig. Wer die Kontrolle über das Lager besitzt, kann die Straße in den Süden kontrollieren. Das ist eine große Bedrohung für die Hisbollah, die im Süden die Kontrolle hat. Der große regionale Konflikt zwischen Iran und Saudi-Arabien spiegelt sich selbst hier im Lager und kann den Menschen gefährlich werden. Im Grunde heizen die externen Mächte die Konflikte im Lager an, die sonst durchaus lösbar wären.

Wie stark sind die unterschiedlichen islamistischen Kräfte?

Wir haben hier islamische Parteien wie die Hamas, die nach wie vor eine nationale palästinensische Agenda vertreten. Hinzu kommen Gruppierungen, die hier entstanden sind. Sie wurden hier gegründet und ihre Parteiführer leben hier. Sie sind gegen Fatah, aber sie setzen ihre Prioritäten wie Hamas. Für sie geht es in erster Linie um die palästinensische Frage. Da sie sich so immer mehr der Hamas annäherten, kam es zu Abspaltungen in diesen Parteien. Diese Abspaltungen sind viel radikaler. Man kann es mit der Entwicklung des IS vergleichen. Für sie steht die palästinensische Sache nicht mehr im Vordergrund. Sie haben ihre eigene Agenda und werden sich nicht daran stören, wenn sie palästinensischen Interessen schaden.

Diese Gruppen werden ganz stark von außen gesteuert. Manchmal bekommen sie einfach Geld, um Menschen umzubringen aus welchen Gründen auch immer. Wenn eine Gruppe im Lager 50 Mitglieder hat, kann sie viel Ärger bereiten. Hier sind alle Straßen klein und eng und jeder Winkel ist zugebaut. In Ein El-Hilweh gibt es keine Möglichkeit klassische Militäroperationen durchzuführen, um solche Gruppen zu besiegen.

Könnten diese Gruppen die Oberhand gewinnen?

Ich glaube nicht, denn sie haben kaum Unterstützung in der Bevölkerung, die nach wie vor sehr mit dem palästinensischen Anliegen verbunden ist. Alle Parteien sind gegen sie. Und es gibt Kooperation zwischen libanesischen und palästinensischen Sicherheitskräften, um sie an gefährlichen Aktionen zu hindern. Aber sie sind jederzeit zu Mordanschlägen in der Lage. Wir können, während wir hier sitzen, davon ausgehen, dass wieder ein Auftragsmord im Lager begangen wurde. Und das kann jederzeit wieder militärische Auseinandersetzungen im Lager auslösen.

Welche Wirkungen haben diese kleinen Gruppen auf das Alltagsleben?

Sie schaffen ein Klima der Angst. Alle richten sich in ihrem Alltag darauf ein, dass jederzeit eine bewaffnete Auseinandersetzung stattfinden kann. Gerade gestern haben wir uns unter Kollegen darüber unterhalten, dass es bald wieder einen Mord geben wird. Denn das Klima der Angst lässt ein wenig nach. Diese Auftragsmorde sind unheimlich. Man kennt oft die Täter, aber man weiß weder, warum dieser Mord begangen wurde, noch wer den Auftrag gab. Deshalb kann es jeden treffen und alle fühlen sich bedroht. Und die Täter bleiben straffrei.

Gab es früher eine Kontrolle des gesamten Lagers durch eine palästinensische Gruppe?

Niemand kann heute davon sprechen, etwas hier zu kontrollieren. Nicht einmal die islamischen Parteien, die hier noch am strukturiertesten sind. Auch sie können nicht sagen, „wir üben Kontrolle aus, die den Bewohnern Ruhe und Sicherheit gewährt“. Jeder noch so individuelle Konflikt hier im Lager wird gewalttätig gelöst.

Versteht man den syrischen Konflikt besser, wenn man sich Ein El-Hilweh anguckt?

Auf jeden Fall. Wir sind das Spiegelbild dieses Konflikts. Dazu gehört auch, dass sich ein Ende dieses Konflikts positiv auf das Lager auswirken würde. Das bezieht sich auch auf die libanesischen Konflikte. Wenn es hier weiter friedlich bleibt, wenn es Wahlen gibt und eine legitime Regierung zustande kommt, dann wird sich das positiv auf das Lager auswirken. Wir Palästinenser können uns einigen und auf friedliche Weise koexistieren.

Alle Menschen im Lager wissen eins. Sie wollen die Erfahrung Nahr El-Bared nicht wiederholen. Ein Teil dieses zweitgrößten palästinensischen Flüchtlingslagers wurde 2007 komplett zerstört, 27.000 Menschen mussten das Lager verlassen und in ungleich schlechteren Verhältnissen in anderen Palästinenser-Lagern leben. Ausgangspunkt damals war eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Fatah Al-Islam und der libanesischen Armee, die zur kompletten Zerstörung des alten Lagers führte. (Erst 2015 kamen die ersten Bewohner zurück, nach wie vor sind 10.000 Menschen seit 2007 ohne eigene Unterkunft. Anm. d. Red.)

Jederzeit kann die libanesische Armee die Auseinandersetzungen in Ein El-Hilweh zum Anlass nehmen, das Lager zu zerstören. Wenn die Zustände hier schlechter werden, könnten wir dasselbe Schicksal erleiden wie Nahr El-Bared.

Gibt es eine Chance, dass sich die libanesische Politik gegenüber den hier lebenden Palästinensern menschenrechtlichen Standards annähert?

Es muss genügend Druck auf die libanesische Regierung ausgeübt werden, den hier lebenden Palästinenserinnen und Palästinensern gleiche zivile und soziale Rechte zu geben. Dazu gehört aber auch, dass die palästinensischen Parteien ihre Politik ändern. Wenn wir unsere Sache im Lager nicht in Ordnung bringen können, welche Botschaft senden wir an die Libanesen? Wir müssen uns hier reorganisieren und ein Zeichen geben, dass wir kein Risiko für die nationale Sicherheit des Libanon darstellen.

Ein gestärktes innerpalästinensisches Zusammenwirken kann auch etwas bei der internationalen Politik erreichen, um Druck auf die libanesische Regierung auszuüben.

Aber seit 2007 gab es keine zivile Bewegung mehr, die sich für die Rechte der Palästinenser im Libanon eingesetzt hätte. 2007 fand die letzte große Demonstration statt, auf der wir das Recht auf Arbeit im Libanon und die Bildung von eigenen politischen Parteien forderten. Immer wenn das Gespräch auf eine Gleichstellung der Palästinenser kommt, verweisen libanesische Politiker darauf, wie heikel das politische Gleichgewicht im Libanon und wie schwierig die ökonomische Situation sei.

Aber die palästinensische Führung meidet jeden Konflikt mit der libanesischen Politik. Aus der Sicht der Zivilgesellschaft hingegen, also auch unserer Sicht, halten wir es für unabdingbar soziale und politische Rechte für die Palästinenser im Libanon in einer offensiven Kampagne einzufordern. Nur so wird sich ihre Lebenssituation verbessern. Dazu gibt es keine Alternative.

Ignoriert die palästinensische Führung die Lage im Libanon? Interessiert sie sich nur für Westbank und Gaza-Streifen?

So scheint es der Fall zu sein. Wir diskutieren immer wieder mit palästinensischen Politikern darüber, dass sie die Lage im Libanon stärker in den Fokus nehmen müssten. Aber wir erreichen gar nichts. Egal ob PLO oder Hamas – keiner interessiert sich. Nirgendwo wird man ein Statement zur Lage im Libanon bei ihnen finden.

Wieviel Palästinenser leben im Libanon?

Laut der libanesischen Regierung sind über 500.000 Palästinenser im Libanon registriert. Tatsächlich übersteigt ihre Zahl nicht die 280.000. Viele sind nach Europa oder Nordamerika gegangen. Das ist für die Libanesen die ideale Lösung, wenn wir alle auswandern.

Wer bleibt? Die Ärmsten?

Das hängt von der endgültigen Lösung des Palästina-Problems ab. Wenn aber die Bedingungen so bleiben, wie sie jetzt sind oder gar noch schlechter werden, dann wird niemand auf Dauer hier bleiben. Menschen suchen Schutz, Würde, ein normales Leben. Hier gibt es nichts davon. Und noch dazu keine Stabilität und keine Sicherheit. Wenn man Kinder hat, dann bleibt man schon wegen ihnen nicht hier. Man versucht dorthin zu kommen, wo man Zugang zu Rechten hat. Das ist hier nicht der Fall.

Wie kann Nashet unter diesen Bedingungen arbeiten?

Bei uns spielt der Traum eine große Rolle. Wir geben die Hoffnung nicht auf. Wir versuchen auch unter diesen Bedingungen immer Aktivitäten zu organisieren, die die Menschenwürde im Blick haben und politischen Druck ausüben, uns den Zugang zu Rechten zu ermöglichen. Wir versuchen, den Menschen, mit denen wir zu tun haben, zu zeigen, wie man sich weiter bildet, wie man eine gute Arbeit machen kann, wie man ein besseres Leben erreichen kann.

Ein Beispiel?

Wir haben eine Gruppe jugendlicher Freiwilliger. Das sind ungefähr 50 Leute. Gemeinsam führen wir Workshops durch und beschäftigen uns mit der Situation, in der wir leben. Die Jugendlichen sind täglich in ihren Stadtteilen unterwegs und kümmern sich um die lokalen Belange.

Wir haben eine palästinensische Mädchengruppe. Auch sie erhalten Workshops. Dabei geht es darum, einen sicheren Ort für Mädchen zu gewährleisten. Sie bekommen unter anderem zusätzlichen Schulunterricht, damit sie das Examen für die weiterführende Schule schaffen können. Und noch eine Gruppe für Mädchen aus syrisch-palästinensischen Familien. Sie bekommen auch Englisch-Unterricht, Computerkurse etc.

Nashet arbeitet hauptsächlich mit Jugendlichen. Wie kann man ihre Situation kurz beschreiben?

Wir betrachten die Jugendlichen als eine marginalisierte Gruppe. Sie haben keine Rolle im Lager. Sie sind nicht an der Entscheidungsfindung beteiligt. Wir unterstützen sie dabei, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Und in den letzten fünf Jahren gab es ein paar Erfolge. Wir versuchen derzeit Jugend-Gesprächskreise zu organisieren, in denen alle Fragen im Lager diskutiert werden: Warum gibt es so viele Waffen im Lager? Zum Beispiel. Da wird auch besprochen, wie man öffentliche Aktivitäten gegen die massive Bewaffnung durchführen kann. Wir haben dieses Jahr sehr viele Aktivitäten gegen diese Kultur der Waffen unternommen. Das war für uns außerordentlich. Denn normalerweise wird darüber nicht gesprochen. Immerhin ist es uns gelungen, das zum Thema zu machen. Waffen sind ein Tabu-Thema. Das ist heilig und darf nicht angesprochen werden. Wir haben nun zum ersten Mal Versammlung zum Waffenthema veranstaltet. Jugendliche kritisierten offen die Waffenkultur, die Anwendung von Waffengewalt gegen Zivilisten und zwischen Zivilisten. Zumindest ist es uns so gelungen, den Raum zu Gesprächen für Jugendliche auszuweiten und so künftige politische Führer mit auszubilden.

Film über die Arbeit von Nashet

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Ist das auch ein Versuch die Jugendlichen von islamistischen Gruppen fernzuhalten?

Zumindest können wir so andere Formen politischer Auseinandersetzungen aufzeigen. Wir sind manchmal die einzigen in öffentlichen Auseinandersetzungen, die gerade die terroristischen Gruppen kritisieren. Zum ersten Mal wird unsere Stimme gehört unter den NGOs, in den politischen Zirkeln. Das haben wir der Arbeit der letzten fünf Jahre zu verdanken. Wenn ich einen Artikel auf der Nashet-Website veröffentliche, dann kommen viele einflussreiche Politiker aus dem Lager zu mir, um mit mir zu diskutieren. So etwas war vor wenigen Jahren noch undenkbar.

Hat Nashet zu allen Akteuren im Lager Kontakt?

Ja, selbst zu den Extremsten. Wir haben zu allen Kontakt. Und wir können ihnen klar und deutlich sagen, dass diese Form des islamistischen Terrors in keine Zukunft führen wird.

Gibt es viele Drogen im Lager?

Drogen sind ein sehr ernstes Problem. Es gibt Drogenschmuggel. Es gibt auch viel Medikamentenmissbrauch. Hier kann man alles kaufen. Vor einigen Monaten sind zwei junge Leute an Drogen gestorben. Wir haben keinerlei gesundheitliche Versorgung für Drogenabhängige, ganz abgesehen von einem gut ausgerüsteten Krankenhaus. Auch im Libanon gibt es so etwas nicht wirklich. Wir versuchen Aufklärungskampagnen zu machen. Aber sie werden nicht helfen, um den Drogenkonsum zu senken. Wir brauchen auch ein Zentrum, das Drogenabhängige unterstützt. Sonst nutzt die ganze Aufklärung nichts. Manche gehen in die Moschee, um die Sucht loszuwerden. Aber das allein hilft nicht.

Hinzu kommt, dass es im Lager keine Polizei gibt, kein Gesetz, das zu beachten wäre. Drogendealer können sich hier frei bewegen. Und man kann keine militärische Gruppe bitten, sie festzunehmen. Denn das könnte zu einem Bürgerkrieg im Lager führen.

Das würde nur gelingen, wenn wir hier Rechtssicherheit hätten und uns auf eine palästinensische Polizei für das gesamte Lager verständigen würden. Die müsste gut geschult sein. Denn man müsste die Drogenbekämpfung unabhängig von den politischen Fraktionen im Lager betreiben. Das ist sehr schwierig, wenn ein Drogenhändler der Fatah angehört, dann kann er heute nicht festgesetzt werden.

Hinzu kommt die Perspektivlosigkeit. Selbst wenn ich als Palästinenser gut ausgebildet bin und sogar das Glück habe einen Job zu finden, werde ich höchstens die Hälfte von dem verdienen, was Libanesen bekommen. Der Griff zur Tablette oder zu anderen Drogen ist manchmal der einzige Weg sich glücklich zu fühlen.

Die Libanesen halten die Palästinenser für eine große Last. Sie wollen, dass wir verschwinden, in dem sie uns das Leben immer schwerer machen. Nur in der Regierungszeit von Hariri wurden ein paar tausend Palästinenser „nationalisiert“. Sie erhielten die libanesische Staatsbürgerschaft. Das waren Palästinenser, die in Dörfern nahe der Grenze leben. Die meisten von ihnen waren Sunniten und das erhöhte die Zahl der sunnitischen Libanesen. Es hatte klare innenpolitische Motive, es ging darum die demografische Balance zwischen Schiiten und Sunniten auszugleichen.

Herrscht im Libanon eine Form von Apartheid gegen Palästinenser?

Ja, selbstverständlich. Man kann sagen, dass es eine Form von Apartheid ist. Denn die meisten Palästinenser leben in abgeschlossenen Zonen, ganz abgesehen davon, dass sie nicht die gleichen Rechte haben. Aber es gibt noch ein Mentalitätsproblem. Libanesen würden zum Beispiel niemals Ein El-Hilweh betreten. Selbst NGOs setzen hier keinen Fuß rein. Darunter sind auch viele Palästinenser. Wenn wir uns monatliche Koordinierungstreffen haben, findet das immer in Saida statt. Auch die Palästinenser fürchten das Lager, obwohl es eine so wichtige Botschaft wäre, wenn solche Treffen auch in Ein El-Hilweh stattfinden würden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Katja Maurer
 

Seit dem Oslo-Prozess, der mit seinen Autonomie-Regelungen zumindest für Westbank und Gaza eine Perspektive zu bieten schien, unterstützt medico die Arbeit palästinensischer NGOs im Libanon. Damals war das eine bewusste Entscheidung, denn das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge im Libanon war bald von der internationalen politischen Agenda verdrängt. So ist es bis heute. In der desolaten Lage ist das Engagement des medico-Partners Nashet, etwa die Jugendarbeit in Ein El-Hilweh, einer der raren Lichtblicke.

Spendenstichwort: Libanon


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