Es gibt viele Tsunamis

19.08.2005   Lesezeit: 2 min

**Solidarität muss global gedacht werden: Ein gemeinsamer Appell von medico international und dem People's Health Movement **

Zum Jahresende führten die Fluten des Tsunami zu einer der größten menschlichen Tragödien der jüngeren Geschichte. Die Mitgliedsorganisationen des People's Health Movements (PHM) in den betroffenen Ländern erhielten aus aller Welt solidarische Hilfe. Als Mitglied des PHM unterstützte medico international sofort die Anstrengungen lokaler Hilfs-, Rehabilitations- und Entwicklungsorganisationen in Indien und Sri Lanka. Dabei folgten wir unseren gemeinsamen Prinzipien:

Hilfe und Rehabilitation müssen in enger Partnerschaft mit den betroffenen Gemeinden geleistet werden: Ihre Bedürfnisse, Ideen und Wünsche wie ihre sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Rechte sind anzuerkennen. Solidarische Unterstützung muss langfristig geleistet werden und dazu dienen, die betroffenen Gemeinden zur aktiven Teilhabe zu ermächtigen statt sie zu passiven Empfängern herabzuwürdigen. Wer schon vor dem Desaster von den gesellschaftlichen Verhältnissen marginalisiert wurde, darf nicht noch weiter marginalisiert werden. Rehabilitation darf sich deshalb nicht den Interessen von Staaten, nationalen Regierungen, Geldgebern und Unternehmen beugen, auch nicht den Eigeninteressen der Hilfsorganisationen.

Menschen überall in der Welt haben mit ihrer überwältigenden Hilfs- und Spendenbereitschaft ein Zeichen der globalen Verantwortung gesetzt. Doch werden diese Anstrengungen nur dann gerecht und nachhaltig sein, wenn wir unsere Solidarität umfassend praktizieren: gegen die fortdauernden "Tsunamis" von Krieg und Besatzung, gegen die Dominanz der Globalisierung durch die transnationalen Unternehmen, gegen das Unrecht der TRIPS- und GATS-Abkommen.

Gemeinsam mit dem globalen Netzwerk des People's Health Movement unterstützt medico international Partner nicht nur in Indien und Sri Lanka. In Nicaragua gilt unsere Solidarität den Überlebenden des Hurrikan Mitch, die noch immer dabei sind, ihr Leben und ihr Auskommen wiederherzustellen. In Südafrika unterstützen das PHM und medico gemeinsam Überlebende der HIV/AIDS-Epidemie, die in ihren Dimensionen die jüngste Katastrophe in Südasien noch übersteigt.

Das People's Health Movement setzt sich für das Recht auf Gesundheit ein und unterstützt deshalb alle, die um die Verwirklichung dieses Menschenrechts kämpfen: die brasilianischen Landlosen ebenso wie die palästinensischen Olivenbauern, die Überlebenden der Militärdiktaturen in Lateinamerika wie die Menschen in den kriegsverwüsteten Gesellschaften Angolas, Mosambiks oder Liberias. Sie alle bedürfen ebenso der Solidarität wie die Betroffenen der Tsunami-Katastrophe.

Thelma Narayan (PHM Indien), Vinya Ariyaratne (PHM Sri Lanka), Thomas Gebauer (medico international)


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