Nach dem Erdbeben

Hilfe in Nordwestsyrien

20.02.2023   Lesezeit: 4 min

Die Aktivist:innen unserer lokalen Partnerorganisationen im Nordwesten Syriens leisten Nothilfe. Was tun sie und was macht sie aus?

Seit den verheerenden Erdstößen am 6. Februar mobilisieren unsere lokalen Partner:innen in der syrischen Region Idlib all ihre Kräfte, um Menschen in Not zu unterstützen.

Sie sichern die Grundversorgung der Überlebenden indem sie Trinkwasser, Lebensmittel, Decken, Matratzen, Windeln, Babynahrung und Hygieneartikel verteilen. Sie koordinieren medizinische Hilfe für Verwundete und organisieren Schmerzmittel, Medikamente und weiteres medizinisches Material. Sie organisieren Notunterkünfte, koordinieren freiwillige lokale Helfer:innen und errichten provisorische Sanitäranlagen in schnell errichteten Camps.

In Kooperation mit Adopt a Revolution unterstützen wir in Idlib das „Women Support & Empowerment Center“, die Frauenorganisation „Change Makers“, das zivilgesellschaftliche Zentrum „Hooz“ und die Hilfsorganisation Sawa bei ihrer lebenswichtigen Arbeit.

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Frauenzentrum „Women Support & Empowerment Center“

Mit dem "Women Support and Empowerment Center" arbeitet medico international in der Kooperation mit adopt a Revolution seit Gründung des Zentrums 2015. Damals taten sich Frauen in der Stadt Douma zusammen, im von oppositionellen Gruppen gehaltenen und vom Assad-Regime belagerten Ost-Ghouta östlich von Damaskus.

Während der Offensive der syrischen und russischen Armee auf Ost-Ghouta von Januar bis März 2018 wurde das Frauenzentrum durch einen Luftangriff zerstört, eine Aktivistin starb. Vier Mitarbeiterinnen, darunter die Leiterin des Zentrums, Huda Khayti, gingen nach der Einnahme von Douma durch das Regime nach Idlib. Hier eröffneten sie im Juli 2018 ein neues Zentrum, um ihre Arbeit mit Frauen fortzusetzen. Auf dem Programm standen berufliche Bildung, Sprachkurse und psychosoziale Beratung für die Frauen und Mädchen, die im Zentrum auch einen Raum fanden, um sich treffen und austauschen zu können.

In den vergangenen drei Jahren leisteten die Aktivistinnen zudem Aufklärungsarbeit über das Coronavirus und Schutzmaßnahmen und ergriffen Maßnahmen zur Eindämmung der in den Flüchtlingslagern von Idlib grassierenden Cholera. Angesichts des Erdbebens leisten die Frauen aus dem Zentrum Nothilfe in Idlib.

Frauenorganisation „Change Makers“

Die „Change Makers“ sind eine aktivistische Gruppe, die sich gegen Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen einsetzt. Im Herbst 2019 mussten sie ihre Heimatstadt Kafranbel wegen einer Offensive des Assad-Regimes verlassen und kamen nach Idlib. Gegen die Dominanz der islamistischen HTS-Miliz setzen die Aktivistinnen sich dafür ein, dass Frauen gehört und die vielen Vertriebenen in den Flüchtlingslagern mit Würde behandelt werden. Darüber hinaus arbeiten sie am Aufbau einer feministischen Plattform, um für ihre Anliegen Gehör zu verschaffen. Die Frauen von „Change Makers“ leisten derzeit Nothilfe in Salqin, wo nahe der türkischen Grenze überwiegend Binnenvertriebene leben. 

Zivilgesellschaftliches Zentrum „Hooz“

Bereits 2016 wurde das „Hooz“-Zentrum von Aktivist:innen gegründet, die aus unterschiedlichen Landesteilen – unter anderem aus Deir-ez-Zor und Süddamaskus – nach Nordsyrien vertrieben wurden. In der Umgebung von Aleppo arbeiteten die Aktivist:innen in den vergangenen Jahren daran, die Gemeinschaft unter den Binnenvertriebenen und ihre Teilhabe am öffentlichen Leben unter demokratischen Gesichtspunkten zu stärken.

Das Zentrum will Räume öffnen, in denen Bürgerrechte erlernt und ausgeübt werden können. Neben einem breiten Kursangebot haben die Aktivist:innen einen politischen Club mit angeschlossener Bibliothek eingerichtet. Durch ihre langjährige Arbeit in der Region Azaz und Al-Bab haben sie ein großes Netzwerk in der Zivilgesellschaft mitaufgebaut und sind mit weiteren Akteur:innen in der Region Azaz vernetzt, wo sie nach dem Erdbeben Nothilfe leisten.

Hilfsorganisation Sawa

Die Hilfsorganisation Sawa wurde 2011 mit der Ankunft der ersten syrischen Flüchtlinge im Libanon gegründet und besteht überwiegend aus libanesischen und syrischen Mitarbeiter:innen und Freiwilligen. Auf Gemeinde- bzw. Lagerebene organisiert die Organisation Projekte in den Bereichen Bildung, Schutz, Unterkunft und Nahrungsmittelhilfe. In Beirut unterhält Sawa eine Kooperative, die eine Großküche und eine Bäckerei betreibt. Darüber hinaus hat Sawa eine Advocacy- und Forschungsabteilung, die bereits verschiedene Studien und Berichte veröffentlicht hat, unter anderem zur Rückkehr von Geflüchteten nach Syrien. medico steht seit 2019 in regelmäßigem Kontakt mit Sawa und unterstützt seit 2021 ein grenzüberschreitendes Projekt der Organisation im Libanon und in Syrien.

Nach dem Erdbeben unterstützt Sawa die Überlebenden in unterschiedlichen Orten um Idlib, wo die Helfer:innen Notunterkünfte errichten, den Zugang zu sauberem Wasser sichern und Nahrung für Säuglinge und Kleinkinder sowie Hygieneprodukte für Mädchen und Frauen bereitstellen.

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