Mehr Menschen als je zuvor sind in den vergangenen Jahren im Mittelmeer ertrunken - obwohl die Staaten Europas das Gebiet mit großem Aufwand überwachen. Es gehört zur EU-Abschreckungsstrategie, Rettungsmaßnahmen gegenüber Schiffbrüchigen zu verweigern. Dieser Abschottungspolitik setzt "Watch the Med" ein alternatives Alarmsystem entgegen, das hilft, schnelle Rettungsaktionen einzuleiten, sobald Boatpeople in Seenot sind. Damit zielt das Projekt gegen die üblich gewordene Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen auf See ab.
„Die Grenzkontrolleure zu kontrollieren“ und „der Straflosigkeit auf See ein Ende zu bereiten“ sind die Ziele von Watch The Med. Dazu werden Informationsmaterialien für MigrantInnen und Flüchtlinge wie auch für Fischer und Seeleute erstellt. In transnationaler Kooperation entsteht somit ein Netzwerk, das sich dem tödlichen Unrecht auf See entschieden entgegenstellt.
Watch the Mediterranean Sea – so die Langfassung – basiert auf einer interaktiven Karte, in der Daten über die unterschiedlichen geographischen Verantwortlichkeitsbereiche zur Seenotrettung sowie Einsatzzonen eingezeichnet und mit weiteren Informationen verknüpfbar sind, beispielsweise: Woher wehte der Wind? Wie verlief die Meereströmung? In Verbindung mit Satellitenphotos und Notrufaufzeichnungen oder – in Küstennähe – auch Handydaten sowie mit den Zeugenaussagen von überlebenden Flüchtlingen lassen sich Bewegungsbilder von Flüchtlingsbooten erstellen und somit gegebenenfalls auch unterlassene Hilfeleistungen nachweisen und vor Gericht bringen.
Doch Watch the Med will nicht bloß die in den vergangenen Jahren üblich gewordene Straflosigkeit bei bewussten Menschenrechtsverletzungen auf See angreifen. Das Projekt zielt auf Echtzeitinterventionen, sobald Boatpeople in Seenot geraten. Das setzt nicht nur ein funktionierendes Notrufsystem und eine entsprechende Ausrüstung der betroffenen MigrantInnen voraus. Grundlage ist vor allem ein handlungsfähiges zivilgesellschaftliches Netzwerk auf beiden Seiten des Mittelmeeres, das den notwendigen politischen Druck erzeugt.
medico international ist Teil dieses Netzwerkes und unterstützt Watch the Med mit Spendenmitteln für die technische Weiterentwicklung der Karten, für die Übersetzung und den Druck von Informationsmaterialien, für die Netzwerkarbeit und nicht zuletzt für Recherchereisen zu Überlebenden.