Medizinische Soforthilfe für Gaza

04.02.2009   Lesezeit: 3 min

Die Blockade des Gazastreifens als Folge der israelischen „Trennungspolitik“, die seit Mitte Juni 2007 als Reaktion auf die Machtübernahme der Hamas weiter verschärft wurde, zeitigt verheerende Auswirkungen. Diese sind durch die zeitweilige Sprengung der Grenzanlagen zu Ägypten oder durch die letzte Übereinkunft zwischen Hamas und Israel nicht maßgeblich und kaum auf Dauer gemildert worden. Alle Zeichen deuten daraufhin, dass Israel weder aus eigenem Antrieb, noch unter – bislang weitgehend ausbleibendem – internationalem Druck von seiner die gesamte Zivilbevölkerung treffende Blockade- und Kollektivbestrafungspolitik weichen wird, sodass diese humanitäre Krise weitergehen und sich möglicherweise weiter verschärfen wird. Hinzukommen die weiterhin bestehenden Spannungen zwischen der den Gazastreifen kontrollierenden Hamas und der Palästinensischen Autonomiebehörde, sowie zwischen Hamas, Fatah und anderen Gruppierungen.

Die Wirtschaft liegt folglich brach, was zu einer zunehmenden Verarmung führt. Etwa 80% der Bevölkerung sind auf Hilfe von außen angewiesen. Die vom obersten israelischen Gerichtshof de facto genehmigten Einschränkungen der Energiezufuhr führen zu einer Verschärfung der humanitären Krise, die alle ohnehin im Vergleich zur Westbank unzureichend aufgestellten zivilen Strukturen, etwa die Wasserver- und Entsorgung und die Gesundheitsdienste stark beeinträchtigt.

Der Gesundheitssektor ist von der gravierenden humanitären und wirtschaftlichen Krise nicht verschont geblieben: Israel entzieht sich nach wie vor seiner Verantwortung für die von ihm nach wie vor kontrollierten Gebiete, und die offiziellen Gesundheitseinrichtungen sind durch die Blockadepolitik noch schlechter gewappnet, Basisgesundheitsdienste in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen. Das gilt in besonderem Maße für von den Zentren entfernt oder in von Militäroperationen betroffenen Ortschaften lebende Menschen, für arme Patienten, sowie für chronisch Kranke und für Patienten mit seltenen Krankheiten. Damit wird der Druck auf die nicht staatlichen, nicht Profit orientierten Gesundheitseinrichtungen erheblich erhöht.

Damit gerade die ärmere Zivilbevölkerung von Gaza dennoch Zugang zur Basisgesundheitsdiensten erhält, unterstützt medico ihren langjährigen Partner Palestinian Medical Relief Society (PMRS) bei einem sechsmonatigen Projekt, das vom Auswärtigen Amt mitfinanziert wird. Durch dieses Projekt erhalten etwa 225.000 Einwohner des Gazastreifens Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Medikamenten. Angesprochen werden vor allem Menschen, die benötigte Dienste und Medikamente weder über das Gesundheitsministerium noch über die UNRWA erhalten können, arm sind beziehungsweise in unterversorgten Gegenden wohnen, in denen der Zugang zu Gesundheitsdiensten besonders eingeschränkt ist.

Im Rahmen des Projekts wurden Medikamente, medizinisches Material und Labormaterial gekauft und trotz Behinderungen durch die israelische Administration nach Gaza transportiert. Diese Güter sind für die vier festen Kliniken und die beiden mobilen Kliniken der PMRS in Gaza bestimmt und sollen den Bedarf des Partners für etwa sechs Monaten decken. Besonderes Augenmerk gilt zwei verwundbaren Personenkreisen: Bis zu 600 Patienten mit chronischen, besonders akuten, lebensbedrohlichen oder seltenen Krankheiten beziehungsweise Krankheiten, die sehr teure Medikamente zur Behandlung benötigen, erhalten notwendige Medikamente. Und über 200 Kleinkinder unter Sechs Jahren erhalten Babymilch.

Weiter werden die laufenden Kosten für die beiden mobilen Kliniken der PMRS übernommen. Anders als geplant umfasst das Projekt auch die Kosten für die Anmietung einer mobilen Klinik. Das wurde notwendig, weil eine mobile Klinik der PMRS bei einem israelischen Luftangriff auf das Zentrum der Großstadt Gaza zerstört worden war. Mithilfe der mobilen Kliniken können etwa 18.000 hilfsbedürftigen Patienten in unterversorgten und teilweise durch Militäroperationen betroffenen Ortschaften, die kaum Zugang zu Gesundheitsstrukturen haben, erreicht werden. Das Team besteht aus vier Ärzten, vier Gesundheitsmitarbeiterinnen, zwei Labormitarbeitern und zwei Fahrern. Letztere müssen zusätzlich dafür Sorge tragen, dass die mobilen Kliniken auch genügend Kraftstoff haben. Bislang waren sie damit erfolgreich. Das ist keine Kleinigkeit, denn die Beschaffung von Kraftstoff ist ein zeitaufwendiges und schwieriges Unterfangen angesichts der durch die israelische Blockade verursachten Kraftstoffknappheit, die sogar manche UN-Organisation dazu gezwungen hat, ihre Arbeit zeitweilig einzustellen.

Das Projekt wird durch Mittel des Auswärtigen Amtes gefördert.


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