Die bäuerliche palästinensische Bevölkerung im Jordantal zählt zu den ärmsten und marginalisierten Bevölkerungsgruppen in den besetzten Gebieten. Ein neues Projekt des medico-Partners Union of Agricultural Work Committees (UAWC) versetzt Bäuerinnen in die Lage, besser und nachhaltiger für sich und ihre Familien zu wirtschaften.
Aufgrund seiner strategischen Lage als Grenzgebiet zum damaligen Feindesland Jordanien wurden im Jordantal sofort nach der israelischen Besatzung im Jahr 1967 Armeeposten aufgebaut. Den Sicherheitsüberlegungen folgten schnell die territorialen Ansprüche auf diesen fruchtbaren Landstrich der Palästinensergebiete, in dem Gemüse gerade im Winter angebaut und zu lukrativen Preisen verkauft werden kann. So folgten den Armeeposten die ersten israelischen Siedlungen. Diese an der jordanischen Grenze liegenden Siedlungen markieren zudem Israels Hoheitsansprüche auf das gesamte Land westlich hiervon, sprich auf die gesamte Westbank – allen Friedensgesprächen zum Trotz. Hoch subventioniert, wurden die Siedlungen zu wahren Oasen. Die schwerste Arbeit tun miserabel bezahlte palästinensische Tagelöhner oder „Gastarbeiter“ aus Fernost. Wasserbrunnen wurden tief in die Erde gebohrt, damit die Siedler auch im heißen Klima des Jordantals den Rasen vor dem Haus bewässern oder ein Schwimmbad unterhalten können.
Das Nachsehen haben die palästinensischen Bauern. Große Teile des Jordantals, das immerhin etwa ein Viertel des gesamten Westjordanlands ausmacht, wurden als israelisches Siedlungsland, als geschlossene Militärgebiete oder als Naturreservate deklariert. Sie wurden somit zu no go areas für Palästinenser. Der wachsende Bedarf der Siedler an Wasser, der durch immer tiefere Bohrungen gestillt wird, führt zum langsamen Versiegen der Quellen, die die Palästinenser nutzen. Selber Brunnen zu bohren ist ihnen gleichzeitig verboten. Darüber hinaus wurde das Jordantal vom Rest der Westbank durch ein System von Checkpoints und eine Reihe von militärischen und administrativen Sonderverordnungen isoliert. Das erschwert den Transport landwirtschaftlicher Güter hin zum Konsumenten. Die etwa 20.000 palästinensischen Bauern des Jordantals waren über Generationen durch die Besitzverhältnisse – das Gros der Ländereien gehört nämlich palästinensischen Großgrundbesitzern - verarmt. Durch die israelische Politik fallen sie immer weiter zurück.
Besonders betroffen sind diejenigen Gemeinden, die in den Osloer Verträgen Mitte der 90er Jahre komplett den C-Gebieten zugeordnet sind. In diesen Dörfern muss jede Infrastrukturmaßnahme, etwa Stromleitungen, (Ab-)Wasserleitungen oder Gebäude von der israelischen Administration genehmigt werden. Genehmigungen werden jedoch so gut wie nie erteilt. Furush Beit Dajan ist eine solche Gemeinde. Das Tausendseelendorf ist weder an das Stromnetz angeschlossen, noch dürfen die Dorfbewohner dort Häuser bauen – und das seit 1967. Hier möchte UAWC ansetzen. In Zusammenarbeit den lokalen Frauen- und Bauernkomitees werden Bäuerinnen ausgesucht, die – mit einer kleinen Selbstbeteiligung - Honigbienen erhalten und in die Bienenzucht eingewiesen werden. Dies soll über den direkten Nutzen für die beteiligten Frauen und deren Familien hinaus auch dazu beitragen, dass die Bauern des Jordantals sich nicht in die dichtgedrängten urbanen Enklaven weiter westlich verdrängen lassen, in denen die Lebensbedingungen ungleich besser sind.
Das Projekt wird ermöglicht durch die freundliche Unterstützung des Vertretungsbüros der Bundesrepublik Deutschland Ramallah.
Projektstichwort
medico förderte die Arbeit seiner Partnerorganisation Union of Agricultural Work Committees (UAWC) im Jordantal bisher mit 19.000 Euro. Dies wollen wir auch zukünftig fortsetzen. Spenden Sie unter dem Stichwort: Israel-Palästina