"Das Kapital ist ein gemeinschaftliches Produkt und kann nur durch eine gemeinsame Tätigkeit vieler Mitglieder, ja in letzter Instanz nur durch die gemeinsame Tätigkeit aller Mitglieder der Gesellschaft in Bewegung gesetzt werden. Wenn also das Kapital in ein gemeinschaftliches Eigentum verwandelt wird, so verwandelt sich nicht persönliches Eigentum in gesellschaftliches. Nur der gesellschaftliche Charakter des Eigentums verwandelt sich. Er verliert seinen Klassencharakter." (Karl. M. / Friedrich. E.)
Im vergänglichen braunen Behördenumschlag traf kurz vor dem Jahreswechsel noch das ein, worauf wir lange gewartet hatten und das sich allerdings auf ein Anliegen von Dauer bezieht: die Gründungsurkunde der Stiftung medico international. Für uns, die wir hart daran gearbeitet hatten, um mit Verwaltungen, Finanzämtern und Banken all die einschlägigen Fragen von Satzung, Gemeinnützigkeit, Kontoführung und des Mitteltransfers zu klären, ein großer Moment. Gefreut aber haben wir uns vor allem, dass die Stiftung mit einem Grundstock von etwas über 1 Mio. € gegründet werden konnte. Das ist fraglos ein großer Erfolg, der nicht zuletzt all jenen zu verdanken ist, die in den zurückliegenden Monaten für die Stiftung im Bekannten- und Freundeskreis geworben haben. Drei Großstifter sind dem Aufruf gefolgt und 34 weitere Zustifterinnen und Zustifter haben sich bis heute mit der Mindestsumme von 3.000 € (und darüber) beteiligt.
Auch das Interesse an der Stiftung hat zugenommen. Immer wieder haben wir Angebote erhalten, die Stiftung in Testamenten zu berücksichtigen oder ihr einen Teil von Erbschaften zu überlassen. Es sieht danach aus, dass die Stiftung weiter wachsen wird, und weil dies ihr im Sinne der Ziele, die sie verfolgt, nur zu wünschen ist, freuen wir uns natürlich über alle, die als Zustifterin und Zustifter mit von der Partie sein wollen. Unterdessen hat der erste Stiftungsvorstand, der von Dr. Andrea Weber, Brigitte Kühn und Prof. Joachim Hirsch gebildet wird, seine Arbeit aufgenommen und beispielsweise dafür gesorgt, dass die Stiftungsmittel nach ethisch-nachhaltigen Kriterien angelegt wurden. Auch die ersten Mitglieder des Stiftungsbeirates konnten benannt werden, darunter Dr. Margarete Mitscherlich-Nielsen, Rupert von Plottnitz, Ulrike Holler, Dr. Paul Parin, Prof. Diwi Dreysse.
Und es gibt bereits eine Idee, wie die Stiftung ihre Gründung auch mit einer öffentlichen Veranstaltung feierlich begehen könnte. So gut es vorstellbar wäre, einfach nur auf ein Glas zusammenzukommen, so nachdrücklich wollen wir doch die Anliegen der Stiftung voranbringen. Um Absicherung von Solidarität auch in politisch schwierigen Zeiten ist es ihr gelegen. Und genau dieser Frage soll auf einem öffentlichen Gründungssymposium nachgegangen werden: Was bedeutet Solidarität heute? Welchen Transformationen ist sie unterworfen? All dies natürlich auch mit Blick auf das Geschehen, das sich um die Seebeben-Katastrophe gerankt hat.
Wenn Sie daran beteiligt sein wollen, schreiben Sie uns. Gudrun Kortas (eMail: kortas@medico.de) steht Ihnen in allen die Stiftung betreffenden Fragen jederzeit zur Verfügung.
Herzlichst Ihr Thomas Gebauer
PS. Auch das FAZ-Feuilleton empfahl zuletzt, sich von dem Trierer Philosophen mal wieder anregen zu lassen, "an die scheinbar gottgegebene Gesellschaftsform, die einen umgibt, die richtige und wichtige Frage zu stellen".