Ärzte für Menschenrechte – Israel vor Israels Oberstem Gericht

Diskriminierung der Beduinen in der Negevwüste

22.09.2008   Lesezeit: 2 min

Die medico-Partnerorganisation Ärzte für Menschenrechte – Israel (PHR) wenden sich an Israels Oberstes Gericht mit der Forderung, das Haus von Mhitab Alkatsatzi an das Stromnetz anzuschließen. Herr Alkatsatzi wohnt im nicht anerkannten Dorf Umm El-Hiran in der Negev-Wüste. Er leidet unter einer chronischen Erkrankung der Atemwege und benötigt medizinische Behandlung, um atmen zu können.

Der Staat soll hierfür aufkommen, denn die nicht anerkannten Beduinendörfer stellen die einzigen Ortschaften in Israel dar, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind. Während sogar illegale Siedlungen in den besetzten Gebieten oder einzelne, abseits gelegene Güter in der Negevwüste – allesamt mit jüdischen Bewohnern – selbstverständlich Strom haben, weigert sich den nationalen Strommonopolisten, die Beduinendörfer anzuschließen.

Mhitab Alkatsatzi leidet an einer unheilbaren Krankheit, die seine Atemfähigkeit betrifft. Deshalb benötigt er ein Gerät, das Sauerstoff von den anderen Stoffen in der Luft trennt. Funktioniert das Gerät nicht, muss er ins Krankenhaus eingeliefert werden. Seine Ärzte weigern sich, ihn aus dem Krankenhaus zu entlassen, weil sein Haus nicht ans Stromnetz angeschlossen ist. Dies ist jedoch notwendig, um die lebensnotwendige Maßnahme aufrechtzuerhalten, und seiner Familie gelingt es nur teilweise, einen Generator von einem der Nachbarn zu holen. Aufgrund der hohen Kosten müsste die arme Familie den Generator innerhalb einer Woche wieder zurückgeben.

Dieser Fall ist keine Ausnahme: Eine Untersuchung der PHR und des Regionalrats der nicht anerkannten Dörfer ergab, dass 15-20% der Bevölkerung in den nicht anerkannten Dörfern chronisch krank sind und dass die Versorgung der Dörfer mit Strom den Gesundheitszustand dieser Menschen stark verbessern würde. Eine weitere Untersuchung in zwei der Dörfer ergab, dass hier etwa 30 Menschen Atemhilfsgeräte benötigen, doch ohne Strom können sie die nötige Behandlung nicht erhalten. Deshalb müssen sie immer wieder ins Krankenhaus.

„Die chronisch Kranken leiden täglich daran, dass sie nicht angemessen behandelt werden können“, sagt Hadas Ziv, die Direktorin der PHR: „Gleichzeitig erhöhen sich dadurch die Kosten für das Gesundheitssystem, da die Patienten immer häufiger im Krankenhaus behandelt werden müssen. Dass der Staat es verbietet, die nicht anerkannten Dörfer ans Stromnetz anzuschließen, ist die direkte Folge von ethnischer Diskriminierung. Die Zuständigen hoffen darauf, dadurch die Beduinen dazu zu zwingen, ihre Dörfer zu verlassen und in die Städte zu ziehen.“

Tsafrir Cohen


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