Internationaler Appell

Hilfe allein reicht nicht

24.10.2024   Lesezeit: 9 min

Mehr als 150 Organisation rufen zu Waffenruhe in Gaza, Israel und dem Libanon auf.

In einer bewegenden Botschaft an die UN-Mitgliedstaaten schließt sich eine Koalition von mehr als 150 NGOs zusammen. Sie fordert die internationale Gemeinschaft auf, die Straflosigkeit zu beenden, die es ermöglicht hat, dass die Kriegsverbrechen israelischer Streitkräfte gegen Zivilist:innen inmitten der wachsenden Katastrophe in Gaza, im Westjordanland und jetzt im Libanon weitergehen und eskalieren.

„Regierungen müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die wachsende Katastrophe und den Kreislauf der Straflosigkeit zu beenden“, heißt es in der am 24. Oktober 2024 von der Koalition veröffentlichten Erklärung. „Dies ist nicht nur ein moralisches Gebot, sondern auch eine rechtliche Verpflichtung. Alle Mitgliedstaaten müssen weitere Gräueltaten verhindern und sicherstellen, dass diejenigen, die für Verstöße gegen das Völkerrecht, einschließlich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, besteht die Gefahr, dass internationale Normen weiter ausgehöhlt werden und die Täter ermutigt werden. Der Kreislauf der Gewalt gegen Zivilisten muss durchbrochen werden."

Die Erklärung wurde veröffentlicht, da die französische Regierung in Paris eine internationale Libanon-Konferenz ausrichtet, an der die Partnerstaaten des Libanon, die Vereinten Nationen, die Europäische Union sowie internationale, regionale und zivilgesellschaftliche Organisationen teilnehmen, um die Krise im Libanon zu bewältigen.

„Wenn wir jetzt nicht handeln, ist das eine Entscheidung“, heißt es in der Erklärung der NRO, „eine Entscheidung, die es nicht schaffen wird, zukünftige Gräueltaten zu stoppen und zu verhindern.“

Lesen Sie hier die offizielle Erklärung.

Offener Aufruf zu einem Waffenstillstand in Gaza, Libanon und Israel und zur Beendigung der Straflosigkeit inmitten einer weiter eskalierenden humanitären Katastrophe und regionalen Konflikts

24 Oktober 2024

Wir, die unterzeichnenden Organisationen, appellieren an alle UN-Mitgliedstaaten, einen sofortigen Waffenstillstand in Gaza, im Libanon, in Israel und in der Region zu gewährleisten und der Straflosigkeit ein Ende zu setzen, die es ermöglicht hat, dass die Gräueltaten der israelischen Streitkräfte gegen Zivilisten andauern und eskalieren. Ohne Rechenschaftspflicht gibt es keine roten Linien und es ist kein Ende in Sicht.

Der Krieg Israels in Gaza nach den tödlichen Angriffen bewaffneter palästinensischer Gruppen am 7. Oktober 2023 ist der jüngste und schrecklichste Gewaltausbruch in der jahrzehntelangen israelischen Besetzung palästinensischer Gebiete. Nach einem Jahr massiver Tötungen und Zerstörungen breitet sich die Kriegsführung der israelischen Streitkräfte, die immer mehr zivile Opfer zur Folge hat, aus und eskaliert von Gaza in den Libanon, während die Raketenangriffe bewaffneter Gruppen aus dem Libanon anhalten. Wir stehen am Abgrund einer noch größeren Verwüstung der gesamten Region.

Wenn wir jetzt nicht handeln, ist das eine Entscheidung – eine Entscheidung, die dazu führt, dass zukünftige Gräueltaten nicht gestoppt und verhindert werden. Eine UN-Untersuchungskommission kam letzte Woche zu dem Schluss, dass Israel mit seinen unerbittlichen und vorsätzlichen Angriffen auf medizinisches Personal und Einrichtungen in Gaza Kriegsverbrechen und das Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Ausrottung begangen hat, und forderte die Mitgliedstaaten auf, „die Beihilfe oder Unterstützung bei der Begehung von Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht einzustellen“.

In den letzten 12 Monaten hat der UN-Sicherheitsrat vier Resolutionen zu Gaza verabschiedet, darunter eine, in der ein Waffenstillstand gefordert wird. Außerdem hat der Internationale Gerichtshof (IGH) Israel angewiesen, alle in seiner Macht stehenden Maßnahmen zu ergreifen, um die Begehung aller der im Artikel II der Völkermordkonvention beinhalteten Handlungen zu verhindern. Der IGH hat außerdem ein Gutachten herausgegeben, in dem festgestellt wird, dass die Besetzung und Annexion palästinensischer Gebiete durch Israel illegal ist. Die UN-Generalversammlung hat daraufhin eine Resolution verabschiedet, in der Israel aufgefordert wird, seine rechtswidrige Präsenz in den besetzten palästinensischen Gebieten innerhalb von 12 Monaten zu beenden. Dennoch wurde keine dieser Maßnahmen umgesetzt oder eingehalten.

Die ungeheuerliche Missachtung des Völkerrechts durch die internationale Gemeinschaft und die anhaltende Straflosigkeit der israelischen Regierung in Gaza, im Westjordanland und jetzt im Libanon haben gefährliche neue Präzedenzfälle für die Kriegsführung geschaffen.

Für die Zivilbevölkerung in den besetzten palästinensischen Gebieten, im Libanon und in Israel hat dies gravierende Auswirkungen:

Viele von uns haben wiederholt einen dauerhaften und bedingungslosen Waffenstillstand, die Freilassung der Geiseln, die Einstellung von Waffenlieferungen und eine Deeskalation der Spannungen in der Region gefordert. Doch die Gewalt scheint sich nur noch zu verschärfen. Wir rufen erneut alle Staats- und Regierungschefs, den UN-Sicherheitsrat und die Akteure vor Ort auf, der Erhaltung von Menschenleben Vorrang vor allem anderen einzuräumen, indem sie

  • eine sofortige Waffenruhe aller Konfliktparteien und ein Ende der wahllosen Angriffe, die Zivilist:innen töten und zivile Infrastruktur zerstören, sicherstellen.
  • den Transfer von Waffen, Waffenteilen und Munition an Konfliktparteien stoppen, die zur Begehung von Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht verwendet werden könnten.
  • ungehinderten humanitären Zugang für die Bereitstellung lebensrettender Hilfe, einschließlich Lebensmittel, medizinischer Hilfsgüter und Treibstoff, sowie die sichere Bewegung von Zivilist:innen und Helfer:innen ermöglichen.
  • den Schutz der Zivilbevölkerung vor weiterer Vertreibung und das Recht der gewaltsam Vertriebenen auf Rückkehr gewährleisten. Zivilist:innen, die sich dafür entscheiden zu bleiben oder nicht in der Lage sind zu gehen, bleiben nach internationalem Recht geschützt.
  • die Freilassung aller Geiseln und Inhaftierten sicherstellen.
  • unverzüglich unabhängige internationale Untersuchungen zu allen offensichtlichen Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht und zu Kriegsverbrechen einleiten, die von allen Parteien begangen wurden.

Die Regierungen müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die wachsende Katastrophe und den Kreislauf der Straflosigkeit zu beenden. Dies ist nicht nur ein moralisches Gebot, sondern auch eine rechtliche Verpflichtung. Alle Mitgliedstaaten müssen weitere Gräueltaten verhindern und sicherstellen, dass diejenigen, die für Verstöße gegen das Völkerrecht, einschließlich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, besteht die Gefahr, dass internationale Normen weiter ausgehöhlt werden und die Täter:innen ermutigt werden. Der Kreislauf der Gewalt gegen Zivilist:innen muss durchbrochen werden.

Unterzeichnende:

  1. ABCD Bethlehem
  2. Access Center for Human Rights (ACHR)
  3. AFSC, American Friends Service Committee
  4.  ALEF - act for human rights
  5. Alternatives Internationales
  6. Amos Trust
  7. Anglican Pacifist Fellowship
  8. Applied Research Institute-Jerusalem
  9. Asamblea de Cooperación por la Paz (ACPP)
  10. Asociación Otra Escuela
  11. Association Switzerland-Palestine (Gesellschaft Schweiz-Palästina)
  12. Avaaz
  13. Baytna pour le soutien de la société civile
  14. Belgium Palestine Mental Health Network
  15. Cairo Institute for Human Rights Studies
  16. Caritas Internationalis
  17. Caritas MONA (Middle East and North Africa)
  18. CCFD-Terre Solidaire
  19. Children Not Numbers
  20. Christian Aid
  21.  Churches for Middle East Peace (CMEP)
  22. CIVICUS
  23. Clowns Without Borders Sweden
  24. Clowns Without Borders UK
  25. CNCD-11.11.11
  26. Collective Aid
  27. Comisión de Justicia y Paz de Confregua
  28. Cordaid
  29. Corporate Europe Observatory (CEO)
  30. Council for Arab-British Understanding (Caabu)
  31. Danish Refugee Council
  32. DAWN
  33. Egala Association
  34. Emmaus International
  35. Equal Legal Aid
  36. EuroMed Rights Network
  37. Europe Cares e.V.
  38. European Alternatives
  39. Fellowship of Reconciliation - USA
  40. Fenix Humanitarian Legal Aid
  41. Firefly International
  42. Forces Watch
  43. FORO SALUD NACIONAL
  44. France Palestine Mental Health Network
  45. FSMAGH (Forum des alternatives Maroc - FMAS)
  46. Fund for Global Human Rights
  47. Global Centre for the Responsibility to Protect
  48. Global Network of Women Peacebuilders (GNWP)
  49. Global Witness
  50. Greek Council for Refugees (GCR)
  51. HelpAge International
  52. Hivos
  53. Human Rights & Democracy Media Center “SHAMS"/Palestine
  54. Human Rights Sentinel
  55. Human Security Collective
  56. Humanity & Inclusion/Handicap International
  57. ICNA SISTERS CANADA
  58. Initiatives et Changement
  59. International Center for Transitional Justice (ICTJ)
  60. International Civil Society Action Network (ICAN)
  61. International Federation for Human Rights (FIDH)
  62. International Fellowship of Reconciliation (IFOR)
  63. International Peace Bureau (IPB)
  64. INTERSOS
  65. Ireland Palestine Mental Health Network
  66. Islamic Relief Worldwide
  67. Jewish Network for Palestine
  68. Jewish Voice for Peace-Health Advisory Council
  69. KAIROS Canadian Ecumenical Justice Initiatives
  70. Kenya Human Rights Commission
  71. KinderUSA
  72. Knowledge Platform Security & Rule of Law
  73. Lebanese Center for human Rights
  74. MADRE
  75. Mayworks Kjipuktuk/Halifax
  76. Médecins du Monde International Network
  77. medico international
  78. Medicus Mundi Italia
  79. Migrant Roots Media
  80. Minnesota Peace Project
  81. Movement for community-led Development
  82. MPower Change Action Fund
  83. Muslim Association of Brantford
  84. Muslim Delegates and Allies
  85. Musulmanas de Guatemala por Palestina
  86. NO NAME KITCHEN
  87. Nonviolence International
  88. Nonviolent Peaceforce
  89. Norwegian Refugee Council
  90. Olof Palmes Internationella Center
  91. Omega Research Foundation
  92. Oxfam
  93. Palestinian Assoc. of Brantford
  94. PAX
  95. Pax Christi Australia
  96. Pax christi Deutsche Sektion
  97. Pax Christi England and Wales
  98. Pax Christi Flanders
  99. Pax Christi International
  100. Pax Christi Scotland
  101. Pax Christi USA
  102. Peace Boat
  103. Peace Direct
  104. Peace SOS
  105. Peace Watch Switzerland
  106. Peace, Justice, Sustainability, NOW!
  107. People's Health Movement (PHM)
  108. Permanent Peace Movement
  109. Plan International
  110. Plateforme des ONG françaises pour la Palestine
  111. Polish Medical Mission
  112. Première Urgence Internationale
  113. Progressive Democrats of Pennsylvania
  114. Protection International
  115. PVE Works
  116. Quakers in Scotland (Religious Society of Friends)
  117. Resource Centre for human Rights & Civic Education (CHRICED)
  118. ReThinking Foreign Policy
  119. Rethinking Security
  120. Righting Relations Canada
  121. Saferworld
  122. SAM Organization for Rights and Liberties
  123. Seenaryo
  124. Share The World's Resources
  125. SOS Children's Villages UK
  126. Ster Organization for human development
  127. Syrian Network for Human Rights (SNHR)
  128. Tamkeen for Legal Aid and Human Rights
  129. Terre des Hommes Netherlands
  130. The Advocacy Academy
  131. The Dallaire Institute for Children, Peace, and Security
  132. The Desmond and Leah Tutu Legacy Foundation
  133. The International Federation for Rights and Development - IFRD
  134. The Kvinna till Kvinna Foundation
  135. The Namibia NGO Forum Trust
  136. The National Organization of Yemeni Reporters SADA
  137. The socio-economic Justice Initiative-MAAN
  138. The Syria Campaign
  139. Train of Hope Dortmund e. V.
  140. UK Palestine Mental Health Network
  141. United Nations Association - UK (UNA-UK)
  142. University Network for Human Rights
  143. US Council of Muslim Organizations (USCMO)
  144. Vision GRAM-International
  145. War Child
  146. WESPAC Foundation, Inc.
  147. WeWorld
  148. WILPF US
  149. Women for Women International
  150. Women's International League for Peace & Freedom-Minnesota, USA, Branch
  151. World Organisation Against Torture (OMCT)
  152. Yemen Relief and Reconstruction Foundation
  153. مؤسسة الجلك لالستجابة والتنميه
  154. مؤسسة مدافعات للحقوق والحريات

Übersetzung: medico international

Download der Erklärung (englisch)

Joint Statement

Open Call for a Ceasefire in Gaza, Lebanon and Israel and End to Impunity - October 2024281 KB

Jetzt spenden!