Kontinuität und Unabhängigkeit

20.08.2004   Lesezeit: 5 min

Aufruf zur Gründung einer »stiftung medico international«

»Angesichts einer Welt, die in Gewalt und Irrationalität zu versinken droht, kommt es darauf an, Inseln der Vernunft zu schaffen.«

Mit diesen Worten haben Ende 2003 prominente Ärzte und Psychoanalytiker, allen voran Margarete Mitscherlich-Nielsen und Paul Parin zur Gründung einer stiftung medico international aufgerufen. »Die nachhaltige Überwindung von Not erfordert einen langen Atem sowie die Ungebundenheit von staatlichen Interessen und medialen Konjunkturen. Beides bedarf einer unabhängigen finanziellen Basis«, heißt es in dem Aufruf weiter, dem sich unterdessen auch der ehemalige hessische Justizminister Rupert von Plottnitz, die Fotografin Barbara Klemm, die Direktorin des Deutschen Architekturmuseums Ingeborg Flagge, die Intendantin des schauspiel Frankfurt Elisabeth Schweeger und einige andere Frankfurter Persönlichkeiten angeschlossen haben.

Die Idee, eine stiftung medico international einzurichten, liegt auf der Hand. Ohne ein verstärktes und auf Dauer angelegtes gesellschaftliches Engagement, ohne Partizipation von sozialen Bewegungen, Bürgerinitiativen und Stiftungen wird es keine Lösung der großen Zukunftsaufgaben geben. Gerade die Verwirklichung des universellen Rechts auf Gesundheit bedarf der Initiative von Organisationen, die mit Beharrlichkeit und unabhängig von staatlicher Politik für Veränderungen eintreten können.

Gesellschaftliche Veränderungen, die nicht nur auf ein unmittelbares Abfedern von Not zielen, gelingen nicht von heute auf morgen. Das Bemühen um eine nachhaltige Sicherung von Gesundheit erfordert Kontinuität und finanzielle Ausdauer. Gefragt sind um Ausgleich bemühte Hilfen, die unabhängige Expertise für die Entwicklung tragfähiger Zukunftsstrategien, die rechtliche Absicherung des Zugangs zu sozialer Sicherung und Gesundheitsversorgung über alle Grenzen hinweg.

Schon heute ist Gesundheit eine Aufgabe, die nur im globalen Kontext angegangen werden kann. Krankheiten kennen keine Grenzen. Allein die Verbesserung der katastrophalen Lebensgrundlagen in den heute ärmeren Regionen der Welt sichert künftig auch die Gesundheit der Menschen im Norden.

Aktiv – für das Recht auf Gesundheit und soziale Sicherung

Der Verein medico international wurde 1968 von Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern gegründet, um Menschen in Not mit medizinischer Hilfe zur Seite zu stehen. Seitdem bemüht sich medico international um wirtschaftliche, soziale und kulturelle Lebensbedingungen, die allen Menschen ein Höchstmaß an Gesundheit ermöglichen.

Dabei konnten wir durchaus Erfolge erringen. Ein besonderer war gewiss die 1999 wirksam gewordene Ächtung von Antipersonenminen. Bald 10 Jahre haben wir dafür gestritten. Nur mit Beharrlichkeit und nicht zuletzt Dank der Unterstützung einer US-Stiftung war es schließlich möglich, das Verbot von Minen zu erwirken und im Völkerrecht den Schutz der Menschen vor einer der heimtückischsten Waffen verbindlich festzuschreiben.

Auch die Erkenntnis von der Bedeutung der psychischen Seite von Gesundheit musste sich erst durchsetzen. Anfang der 80 er Jahre, als wir mit unseren Unterstützungsprogrammen neben der materiellen Not der Menschen auch deren psychisches Leiden ernst zu nehmen begannen, wurden wir noch belächelt. Inzwischen sind uns viele gefolgt und heute steht außer Frage, dass Entwicklung und Frieden ohne die psychosoziale Versorgung der Opfer von Armut, Terror und Krieg nicht möglich ist. Zukunft braucht die Bearbeitung lähmender Traumata aus der Vergangenheit. Die Gestaltung eines menschenwürdigen Lebens gelingt nur durch die Menschen selbst.

Auch heute setzt medico international wieder Zeichen. Gemeinsam mit unseren Partnern im Süden, die wir seit vielen Jahren in ihren sozialmedizinischen Programme unterstützen, arbeiten wir daran, wie die Idee der Solidargemeinschaft gegen leere Kassen und bürokratische Verschwendung verteidigt werden kann.

stiftung medico international

Die Kontinuität solcher Arbeit zu sichern und für ihre unabhängige finanzielle Basis zu sorgen, ist der Zweck der stiftung medico international.

Bis Ende 2004, so haben wir es uns vorgenommen, wollen wir ein Stiftungskapital in Höhe von 500.000 € zusammentragen. Eine solche Summe scheint – nicht zuletzt aufgrund des skandalösen Sozialabbaus, der überall im Land die Suche nach Geld erhöht hat – sehr hoch. Dennoch halten wir dieses Ziel nicht für unrealistisch. Immer wieder haben wir in den letzten Jahren Signale von einzelnen Spenderinnen und Spendern bekommen, dass sie eventuell bereit wären, für eine medico-Stiftung Anteile von Vermögen und Erbschaften zu stiften, bzw. in Testamenten zu berücksichtigen. Dabei mögen die steuerlichen Begünstigungen von Stiftungen eine Rolle spielen, vor allem aber ist es der Wunsch, soziales Engagement dauerhaft zu sichern und dafür zu sorgen, dass sich das Bemühen um Gesundheit auch in die Zukunft fortsetzen kann.

Stiftungseinlagen und Spenden sind etwas grundsätzlich Verschiedenes. Spenden sind an eine zeitnahe Verwendung gebunden. Zuwendungen an Stiftungen dagegen sind auf Dauer festgelegt und wirken über ihre Erträge, bis weit in die Zukunft.

Gemeinsam mit Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender, gemeinsam auch mit den prominenten Unterstützerinnen und Unterstützern, wollen wir uns nun in den nächsten Monaten auf die Suche nach Menschen begeben, die mit den Zielen von medico übereinstimmen und bereit sind, zur Bildung des Grundstockes der Stiftung beizutragen. Vielleicht gibt es ja solche Menschen auch in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, vielleicht sind Sie sogar selbst in der glücklichen Lage, sich mit einer Einlage finanziell am Aufbau der Stiftung zu beteiligen, einmalig zusätzlich zu Ihren Spenden.

Die Mindestsumme für eine Stiftungseinlage haben wir auf 3.000 € festgelegt.

Schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an, wenn für Sie eine solche Einlage in Frage kommt oder Sie jemanden kennen, der dies eventuell tun möchte. Da die Stiftung noch im Prozess der Gründung ist, leisten Sie bitte noch keine Überweisung, sondern erklären nur Ihre Bereitschaft.

Wenn nur einige von Ihnen sich aufmachen, um im Freundeskreis oder der Verwandtschaft die notwendige Überzeugungsarbeit zu leisten, dann kann es gelingen, bis Ende dieses Jahres tatsächlich die »Insel« zu schaffen, von der Margarete Mitscherlich-Nielsen und Paul Parin in ihrem Aufruf gesprochen haben.

Wir werden Sie über den Fortgang der Stiftungsbildung selbstverständlich auf dem laufenden halten. Gerne senden wir Ihnen den Aufruf des Unterstützerkreises und die Broschüre stiftung medico international, die im einzelnen über Ziele, Struktur und die Vorteile der Stiftung informiert. (Bestellung per eMail)

Für weitere Informationen steht Ihnen unsere Mitarbeiterin Gudrun Kortas, (Spenderbetreuung) gerne zur Verfügung. Tel. (069) 944 38-28, eMail: kortas@medico.de


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