Shuttlebus in die Klinik

Keine Behandlung für Krebskranke aus Gaza in Israel

22.04.2008   Lesezeit: 2 min

Die Ärzte der medico-Partnerorganisation Physicians for Human Rights-Israel (PHR) beobachteten in den letzten beiden Wochen eine Zunahme von Patienten, deren Behandlung in Israel vom israelischen Inlandsgeheimdienst Israeli General Security Service (GSS) verhindert wird. Seit Anfang April registrierten PHR elf Fälle von schwerkranken Krebspatienten, die immer noch auf ihre Ausreisegenehmigung aus Gaza, für die lebensrettende Therapie in israelischen Krankenhäusern, warten. Unter ihnen sind fünf Frauen, einige leiden an Brustkrebs, und ein sechzig Jahre alter Mann mit einem bösartigen Gehirntumor.

Unzumutbare Verzögerungen bei Antragsbearbeitung

Die Bearbeitung der Ausreiseanträge, die PHR im Namen der Patienten stellt, durch den GSS kommt nur schleppend voran und ist von einer ungeheuerlichen Geringschätzung der medizinischen Dringlichkeit geprägt. Diese unnötigen Verzögerungen verschlechtern den Gesundheitszustand zusätzlich.

Pendelverkehr funktioniert nicht – Dutzende Patienten sitzen in Gaza fest

Anfang 2008 wurde von Israel ein Pendelverkehr für Kranke eingerichtet, die nicht nach Israel oder in die Westbank reisen dürfen. Unter Bewachung des GSS fährt der Bus über den Erez-Übergang nach Jordanien oder Ägypten. Dutzende Palästinenser aus dem Gazastreifen, einschließlich Krebs- und Herzkranker, warten seit Wochen auf diese Busse, die sie zur medizinischen Behandlung in die Nachbarländer bringen sollen.

Für die PHR ist diese Einrichtung keine Lösung, die der Notlage der Patienten gerecht wird:

  • Die Pendelbusse fahren nur sehr selten – im Durchschnitt alle fünf Wochen.
  • Die Abfahrtszeiten werden oft erst kurzfristig bekannt gegeben und lassen damit kaum Zeit für hinreichende Vorbereitungen.
  • Wegen Platzmangel müssen viele Kranke auf den nächsten Bus warten.
  • Zahlreiche Absagen in letzter Minute und die Unsicherheit der Abfahrtzeiten führen zu langen Wartezeiten und vermindern die Genesungschancen.

Allein letzte Woche wurden drei Verbindungen (zwei nach Ägypten und eine nach Jordanien) kurzfristig gestrichen und viele Kranke zurückgelassen. Bis heute gibt es keine Informationen über die nächste Abfahrt.

Feigenblatt einer Politik der Ausgrenzung

Nach Einschätzung von PHR ist die strenge Haltung des GSS gegenüber Ausreiseanträgen eine Folge der Entscheidung die Shuttle-Busse einzuführen. In der Praxis biete diese Einrichtung aber keine angemessene medizinische Lösung. Patienten für die jede längere Verzögerung der Behandlung kritische Auswirkungen auf die Genesung haben kann, seien gezwungen wochenlang auf ihren Abfahrtstermin zu warten. Der GSS und die israelische Armee stellen das Shuttle-System dennoch als eine effektive Antwort auf die medizinische Notlage in Gaza und eine Alternative zur Einreise nach Israel dar. Die israelischen Ärzte kritisieren, dass so eine fehlerhafte und unzureichende Einrichtung als Feigenblatt für die andauernde, verfehlte Politik des GSS gegenüber den Kranken im Gazastreifen benutzt werde. Der israelische Staat nutze den Shuttle-Verkehr um sich seiner vorgeblich humanitären Politik zu rühmen, während er gleichzeitig Patienten aus Gaza den Zugang zu medizinischen Einrichtungen in der Westbank und Israel abschneidet.

Quelle: Physicians for Human Rights-Israel; Gaza Update 21.4.08


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