Eine Konfrontation der deutschen Kolonialverbrechen in Vergangenheit und Gegenwart
Film- und Veranstaltungsreihe
Das grausame koloniale Erbe, das Deutschland, Namibia und die Völker der OvaHerero und Nama miteinander verbindet, ist wenig beachtet. In drei Filmproduktionen erzählen Forensis/Forensic Archtitecture dessen bis heute andauernde Geschichte: In der ihnen einzigartigen Ästhetik verbinden sie neuste Forschungstechnologien, historische Dokumente und mündliche Zeugnisse der Nachfahren der Überlebenden des deutschen Völkermords. Die entstehenden filmischen Rekonstruktionen erwecken die kolonialen Landschaften zum Leben und zeichnen die kolonialen Verbrechen nach, deren Auswirkungen bis heute anhalten.
Zwar hat die Auseinandersetzung mit der eigenen Kolonialgeschichte in den letzten Jahren trotz aller Leerstellen weiter Fahrt aufgenommen. Doch sie wird zugleich von rechten Narrativen und einer aufgerüsteten Staatsräson angegriffen. Jetzt erst recht: Das traumatische Kapitel der verflochtenen Geschichten muss weitererzählt werden. Daher zeigen wir die filmischen Dokumentationen der deutschen Kolonialverbrechen in verschiedenen Städten in Deutschland und Namibia.
Gemeinsam mit unseren Partner:innen von Forensis/Forensic Architecture, der Nama Traditional Leaders Association (NTLA) und der Ovaherero Genocide Foundation (OGF) zeigen wir die filmische Rekonstruktion des deutschen Völkermords an den OvaHerero und Nama. Im Anschluss diskutieren wir die anhaltenden Folgen der Kolonialverbrechen ebenso wie den andauernden Widerstand, der sich gegen die ausbleibende Gerechtigkeit formiert.
A confrontation of German colonial crimes in the past and present
Film and event series
The cruel colonial legacy that links Germany, Namibia and the OvaHerero and Nama peoples receives little attention. Three film productions tell its story, which continues to this day: In a unique political aesthetic, they combine the oral testimonies from the descendants of the survivors of the German genocide with archival historical documents and Forensic/Forensic Architecture’s cutting-edge research technologies. The digital reconstructions bring the colonial landscapes to life. They trace back the colonial crime’s horror and its aftermaths which continue to this day.
The fierce struggles of the descendants of the survivors and solidarity groups in Germany have made audible progress in addressing the country’s colonial history. However, this alliances face growing racist right-wing ideologies. Now and ever: the knowledge about the traumatic chapter of the intertwined histories must be passed on.
Therefore, in collaboration with our partners from Forensis/Forensic Architecture, the Nama Traditional Leaders Association (NTLA) and the Ovaherero Genocide Foundation (OGF), we show the film reconstruction of the German colonial genocide in various cities in Germany and Namibia – embedding it in a collective debate on the significance of the colonial crimes “then” and “now” and the untiring resistance for decolonial justice.
Termine & Programm
Kooperationspartner:innen
NTLA und OGF
Als Verbände der Nachfahren der Überlebenden des deutschen Völkermords an den Nama und Ovaherero erheben die Nama Traditional Leaders Association (NTLA) und die Ovaherero Genocide Foundation (OGF) der Ovaherero Traditional Authorities ihre Stimme hier wie dort. Sie kämpfen seit Jahrzehnten nicht nur für die vollständige Anerkennung des Völkermords und für die Reparatur der andauernden Beschädigungen durch die deutsche koloniale Herrschaft. Indem sie das fortdauernd traumatische Erbe von Enteignung, Vertreibung und Auslöschung sichtbar machen, kämpfen sie auch um ihre Geschichtsschreibung in Deutschland und Namibia selbst.
Forensic Architecture/Forensis
Das Forschungskollektiv Forensic Architecture erhält im Dezember 2024 den Alternativen Nobelpreis. Ihrer einzigartigen politischen Ästhetik gelingt es immer wieder, Menschenrechtsverbrechen in ihrer Systematik nachzuzeichnen und dabei die Betroffenen selbst hörbar zu machen.
Im heutigen Namibia haben Forensic Architecture/Forensis zentrale Orte und Ereignisse des deutschen Völkermords in nie dagewesener Detailgenauigkeit rekonstruiert. Ihre filmischen Dokumentationen kennzeichnen die kolonialen Gräueltaten und deren anhaltenden Auswirkungen genauso nach, wie die Würde und den Widerstand der Betroffenen.
Bündnis „Völkermord verjährt nicht“
Das Bündnis „Völkermord verjährt nicht“ ist ein Zusammenschluss aus politischen Organisationen und Aktivist:innen zwischen Namibia und Deutschland. Über Grenzen hinweg erinnern sie die Bundesregierung daran, dass sie den Nachfahren der Überlebenden immer noch Gerechtigkeit schuldig bleibt: Seit Jahrzehnten entzieht sich Deutschland nicht nur der vollumfänglichen Anerkennung des Völkermords, sondern weigert sich auch, mit den Nachfahren der Überlebenden in Aushandlungen um Wiedergutmachung einzutreten – obwohl diese immer noch gegen die anhaltenden Konsequenzen der deutschen kolonialen Gewaltherrschaft ankämpfen.