Von der Ausrottung der Pocken im Jahr 1980, der Kampagne zur Ausrottung der Kinderlähmung bis hin zur AIDS-Pandemie und den jüngsten globalen Gesundheitsnotfällen wie SARS, Zika, Ebola und mpox: Bisher standen die Vereinigten Staaten hinsichtlich globaler Gesundheitsereignisse immer an vorderster Front. Aber eine zweite Amtszeit von Trump gefährdet das.
Trumps Grundwerte sind das genaue Gegenteil der Werte, die globale Gesundheit voranbringen – internationale Zusammenarbeit, gegenseitige Solidarität und internationale Diplomatie. Er steht internationalen Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Rechtsnormen wie den Internationalen Gesundheitsvorschriften und dem Pandemievertrag offen feindselig gegenüber. In einer zweiten Amtszeit von Trump werden sich die Vereinigten Staaten wahrscheinlich aus globalen Gesundheitseinrichtungen, -abkommen und -finanzierungen zurückziehen – mit enormen Auswirkungen auf die Gesundheit insbesondere der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen der Welt.
Austritt aus der WHO
Bereits während seiner ersten Amtszeit sabotierte Trump aktiv die WHO und beschuldigte die Organisation sogar, eine Marionette Chinas zu sein. Im Jahr 2020, auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie, bekräftigte Trump seine Absicht, aus der WHO auszutreten. Präsident Biden machte diese Entscheidung rückgängig und sicherte im letzten Moment die Finanzierung. Dieses Mal werden die USA höchstwahrscheinlich ernsthaft austreten, Trump hat vier Jahre Zeit für die Umsetzung des Schritts, der auch im Masterplan für Trumps zweite Präsidentschaft, „Project 2025“, benannt wird. Ein Austritt wäre verheerend. Gemäß ihrer Verfassung ist die WHO die leitende und koordinierende Behörde für die internationale Gesundheitsarbeit. Die Vereinigten Staaten sind der größte Geldgeber der WHO unter den Mitgliedstaaten. Mehr zahlt nur die Gates Foundation. Die (obligatorischen und freiwilligen) Beiträge der USA machen 12,5 Prozent der gesamten Finanzierung der WHO aus. Ohne diese wäre die Programmplanung der WHO so geschwächt, dass die Gesundheit weltweit gefährdet würde.
Pandemievertrag kurz vor dem Scheitern
Die WHO-Mitgliedsländer befinden sich in der letzten Phase der Verhandlungen über einen Pandemievertrag, aber die US-Wahl hat die Verhandlungen in Genf überschattet. Die Regierungen hatten zwar versucht, den Vertrag noch vor der Amtseinführung des Präsidenten abzuschließen, aber letztlich ohne Erfolg. Trump und seine Verbündete in der WHO sind strikt gegen das Abkommen und haben Desinformationen geschürt, dass es die Souveränität der USA einschränken würde. Sollten die Vereinigten Staaten die Gespräche oder die WHO selbst boykottieren oder sich von ihnen zurückziehen, könnten die Vertragsverhandlungen scheitern, einschließlich der Finanzierung für den Aufbau von Gesundheitskapazitäten und die Beendigung unzumutbarer Ungleichheiten, die während der COVID-19-Pandemie so tragisch deutlich wurden.
Kürzungen bei der globalen US-Gesundheitsfinanzierung
Ausländische Gesundheitshilfe ist schon lange ein Teil der Soft Power der USA und genießt seit jeher parteiübergreifend Unterstützung. Die Vereinigten Staaten sind durch bilaterale und multilaterale Hilfe sowie internationale Institutionen wie den Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria (Global Fund, 36 Prozent der Gesamtfinanzierung), Gavi, die Impfallianz (über 22 Prozent 2021–2025) der größte Geldgeber für die globale Gesundheit. Die Vereinigten Staaten haben im Jahr 2023 über 20 Milliarden US-Dollar an Entwicklungshilfe für den Gesundheitsbereich bereitgestellt, Prozent der weltweiten Entwicklungshilfe für diesen Bereich entspricht.
Auch die Verlängerung des „President's Emergency Plan for AIDS Relief (PEPFAR)“ ist ungewiss. PEPFAR hat global Millionen von Menschenleben gerettet. Seit seiner Einführung hat der Kongress 120 Milliarden US-Dollar in PEPFAR investiert und allein im Jahr 2024 6,5 Milliarden US-Dollar bereitgestellt. Noch im vergangenen Jahr verlängerte der Kongress PEPFAR bis zum 25. März 2025. Die Republikaner werden eine erneute Verlängerung jedoch wahrscheinlich von der Aufnahme einer Anti-Abtreibungsklausel abhängig machen.
Maßnahmen gegen sexuelle und reproduktive Gesundheit
Trump schreibt sich die Aufhebung des Urteils Roe vs Wade, der Grundsatzentscheidung zum Abtreibungsrecht in den USA, auf die Fahnen, und Project 2025 skizziert eine Reihe von politischen Handlungen mit dem Ziel, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte weiter einzuschränken. Nun wird Trump diese Freiheiten wahrscheinlich auch außerhalb der Vereinigten Staaten bedrohen. Ein Ansatzpunkt: Die Mittel für den UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), die UN-Agentur zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Seit Reagan haben republikanische Präsidenten die Mittel für den UNFPA gekürzt, aber die Agentur wird nun voraussichtlich mehr als das Doppelte des in Trumps erster Amtszeit gekürzten Betrags (über 160 Millionen US-Dollar) verlieren.
Die Vereinigten Staaten werden wahrscheinlich eine erweiterte „Global Gag Rule“ wieder einführen, die Gesundheitshilfe für Nicht-US-Organisationen versagt, die abtreibungsbezogene Dienstleistungen oder auch nur Überweisungen anbieten. Seit Reagan wenden republikanische Präsidenten eine solche Regel innerhalb der USA auf die Finanzierung von reproduktiven Gesundheitsleistungen an. Bereits die erste Trump-Regierung weitete die inländische Gag Rule jedoch auf die gesamte globale Gesundheitshilfe der USA aus, was dazu führte, dass Organisationen ihre Dienstleistungen im Bereich der reproduktiven Gesundheit einschränken und einstellen mussten. Project 2025 favorisiert dagegen religiöse Organisationen und fordert eine verstärkte Zusammenarbeit mit USAID. Trump wird wahrscheinlich auch Gesandte und Botschafter ernennen, die eine US-Außenpolitik betreiben, die sexuellen und reproduktiven Rechten feindlich gegenübersteht. Daneben fordert Project 2025 die UN-Organisationen auf, alle Formulierungen, die Abtreibung befürworten, aus allen UN-Dokumenten zu entfernen. Das gefährdet die sexuellen und reproduktiven Rechte weltweit – oder, wenn die UN nicht nachgeben, ihre Finanzierung.
Weniger Klimaschutz gefährdet die Gesundheit
Nach einem weiteren Jahr mit rekordverdächtiger Hitze und extremen Wetterereignissen hat die Wetterbehörde der Vereinten Nationen eine Warnung vor dem rasanten Tempo des Klimawandels herausgegeben, der durch steigende Treibhausgaswerte noch beschleunigt wird. Aber Trump verspricht: „Drill, Baby, Drill.“ Während seiner Präsidentschaft trat Trump aus dem Pariser Abkommen aus, kürzte das Budget der US-Umweltschutzbehörde EPA, weitete die Öl- und Gasexploration aus und schwächte die Standards für saubere Luft. Die Regierung hob schließlich mehr als 100 Umweltvorschriften auf und bevorzugte damit die fossile Brennstoffindustrie.
Für seinen erneuten Amtsantritt hat Trump versprochen, aus dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen von 1992, dem Mutterübereinkommen des Pariser Abkommens, auszutreten. Trump erklärte auch, den inzwischen wegweisenden Inflation Reduction Act aufheben zu wollen – obwohl er dabei möglicherweise noch auf politischen Gegenwind stoßen wird, da die Investitionen in grüne Energie größtenteils in republikanisch geführte Kongressbezirke geflossen sind.
All dies wird die Reduzierung der Treibhausgasemissionen in den USA verlangsamen. Die Auswirkungen werden weltweit spürbar sein, wobei die Entwicklungsländer am stärksten betroffen sein werden. Eine langsamere Umstellung auf saubere Energie in den USA sowie eine starke Reduzierung der Klimafinanzierung werden wahrscheinlich auch andere große Verursacherländer dazu veranlassen, ihre eigenen Transitionen zu verlangsamen, was den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Gesundheit weiter verschärfen wird.
Beschränkungen der US-Gesundheitsbehörden
Auch Trumps Innenpolitik wird sich tiefgreifend auf die globale Gesundheit auswirken. Er hat Robert F. Kennedy Jr. – einem Wissenschafts-Skeptiker und überzeugten Impfgegner – die Schlüssel zu wichtigen Gesundheitsbehörden versprochen und Kennedy gesagt: “go wild on health…go wild on food…go wild on medicines.” Kennedy hat damit Karriere gemacht, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft zu untergraben und Verschwörungstheorien zu verbreiten, die jahrzehntelanger medizinischer Forschung widersprechen – darunter die Behauptung, dass Impfstoffe Autismus verursachen. Die Trump-Regierung wird wahrscheinlich den Umfang, die Aufgaben und die Finanzierung der US-Gesundheitsbehörden einschränken, wobei das CDC (Center for Disease Control and Prevention) die Hauptlast tragen wird. Das CDC wiederum spielt eine entscheidende Rolle für die globale Gesundheitssicherheit. Mit einem Netzwerk in mehr als 65 Ländern bietet das CDC finanzielle und logistische Unterstützung, Schulungen vor Ort und Notfallmaßnahmen. Weltweit ist das CDC ist in den Bereichen Epidemiologie, Datenerhebung und Krankheitsüberwachung Vorreiter.
Trumps Project 2025 sieht vor, das CDC in zwei Behörden aufzuteilen: eine für die Erhebung von Gesundheitsdaten und eine für „begrenzte“ Empfehlungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Diese Pläne würden die Fähigkeit der CDC, Gesundheitsgefahren zu verhindern und zu kontrollieren, erheblich einschränken und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit globalen Partnern bei der gemeinsamen Datennutzung, der Nachverfolgung und der Eindämmung von Ausbrüchen behindern. Obwohl eine vollständige Umstrukturierung möglicherweise der Zustimmung des Kongresses bedarf, sind viele aus Trumps innerem Kreis der Meinung, dass die CDC massiv verkleinert werden sollte. Der Verlust von Fachwissen, einschließlich der Abteilung für globalen Gesundheitsschutz, wird den Fortschritt bei der Pandemievorsorge und der Ausrottung von Krankheiten verringern.
Die globale Gesundheitsgemeinschaft versucht zwar, sich auf die Auswirkungen einer zweiten Trump-Regierung vorzubereiten. Doch auf dem Spiel stehen internationale Zusammenarbeit, Diplomatie und Vertrauen. Und wie immer sind die Schwächsten der Welt die Verlierer. Das ist keine Zukunft, die die Verfechter der globalen Gesundheit tolerieren können.
In Zusammenarbeit mit Alexandra Finch, Adi Radhakrishnan, Eric A. Friedman, Wissenschaftler:innen am O'Neill Institute.
Zuerst veröffentlicht am 20. Dezember 2024 im Milbank Quarterly.