Ungeachtet aller Bemühungen um eine friedliche Lösung des Konflikts befinden sich die besetzten Palästinensergebieten nach wie vor in einer lang anhaltenden Krise, die die gesamte zivile, wirtschaftliche und gesundheitsrelevante Infrastruktur beeinträchtigt.
Die Situation im Gazastreifen ist durch eine ökonomische Ent-Entwicklung und die soziale Marginalisierung weiter Bevölkerungsteile gekennzeichnet, die aus einer seit Jahren andauernden systematischen Vernachlässigung resultiert. Hinzukommt die seit zwei Jahren andauernde Komplettblockade des Gaza, sowie die Nachwirkungen der israelischen Angriffe um die Jahreswende 2008/09. Etwa 80% der Bevölkerung ist arm, Arbeitslosigkeit und food-insecurity-Rate (Ernährungsunsicherheitsrate) sind nach wie vor extrem hoch.
Die Situation in der Westbank ist nach wie vor durch eingeschränkte Bewegungsfreiheit für die palästinensische Zivilbevölkerung durch Mauer, Checkpoints und Enklavenbildung gekennzeichnet. Eine lebensfähige Wirtschaft wird dadurch verhindert, und in Folge sind auch hier die Armuts- und Arbeitslosenraten hoch, wirtschaftlicher Aufbau und Armutsbekämpfung nur punktuell erfolgreich.
<iframe width="470" height="264" src="https://www.youtube-nocookie.com/embed/vp86JQX8KBk?rel=0" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>
Das gesellschaftliche „Prekariat“
In beiden Teilen der besetzten Palästinensergebiete stellen breite Schichten, die sich noch vor wenigen Jahren selbst versorgen konnten, jetzt die „neuen Armen“ dar und sind auf Hilfe von Außen angewiesen. Das hat auch für den Gesundheitsbereich Folgen: Während die Palästinensische Autonomiebehörde kaum in der Lage ist, eine angemessene Gesundheitsversorgung zu garantieren, können sich breite Bevölkerungsschichten keine privaten Gesundheitsdienste leisten. Dies gilt vor allem für den Gazastreifen, in dem die gesundheitsrelevanten Strukturen schon vor den israelischen Angriffen um die Jahreswende 2008/09 vor der Implosion standen, sowie für ländliche Gemeinden und verarmte Schichten in der Westbank. So ist das Gesundheitsministerium kaum in der Lage notwendige Medikamente oder Behandlungsmöglichkeiten besonders für chronisch Kranke in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen, Gesundheitspersonal oder Laien – vor allem für den Fall einer erneuten Verschärfung der Sicherheitssituation – zu schulen. Damit wird der Druck auf nicht staatliche, nicht Profit orientierte Gesundheitseinrichtungen erheblich erhöht, marginalisierten und verarmten Bevölkerungsschichten Zugang zu Basisgesundheitsversorgung anzubieten.
Als Reaktion auf diese Lage haben die langjährigen Partner Palestinian Medical Relief Society (PMRS) und medico ein Projekt in die Wege geleitet, das Patienten in der Westbank, etwa Herz- und Nierenkranke, Diabetiker und Epileptiker, die keinen Zugang zu Medikamenten haben (Individual Relief), mit teilweise überlebensnotwendigen Medikamenten versorgt. Zudem gewährleistet das Projekt die Arbeit des PMRS-Zentrums für nichtübertragbare Krankheiten im Gazastreifen. Die Unkosten für spezialisierte Ärzte, für eine Krankenschwester und eine Pharmazeutin werden genauso gedeckt, wie die laufenden Kosten und die Beschaffung von Medikamenten für chronische Krankheiten, die anderswo im Gazastreifen kaum erhältlich sind. Hinzukommen eine Voruntersuchungskampagne und Aufklärungsveranstaltungen zu chronischen Krankheiten und deren Ursachen.
Im Rahmen des Projekts absolvieren zudem 150 Frauen aus verschiedenen ländlichen Gemeinden Kurse, die sie zu auf Krisen- und Notfälle vorbereitete Ansprechpartnerinnen ihrer jeweiligen Gemeinde machen. Das Training konzentriert sich vor allem auf Erste Hilfe und sichere Geburtshilfe. Die Frauen sollen die erste Gesundheitsversorgung leisten können, bis professionelle Hilfe ankommt und die örtliche Ankerperson für PMRS’ Gesundheitsaufklärungsarbeit sein. Weitere 600 Menschen erhalten Erste-Hilfe-Kurse, 20 lernen Erste-Hilfe-Kurse zu geben, während 20 neu graduierte Ärzte ein Training erhalten, das ihr theoretisches Wissen anreichert und sie in die Lage versetzt, in den Gemeinden zu arbeiten und dort auf Krisen schnell zu reagieren.
Das Projekt wird durch die Unterstützung des Auswärtigen Amts ermöglicht, das das Projekt mit
ca. 238.000€ fördert. medico übernimmt Kosten in Höhe von 27.000€.
Projektstichwort
medico fördert die Arbeit unserer Partner in Israel/Palästina mit jährlich ca. 100.000 Euro Spenden und mit zusätzlichen öffentlichen Mitteln. Dies wollen wir auch zukünftig fortsetzen. Spenden Sie unter dem Stichwort: Israel-Palästina