Viele Griechinnen und Griechen wissen angesichts der drastischen Sparpolitik selbst nicht mehr, wie sie über die Runden kommen sollen. Die soziale Infrastruktur ist zerstört. Dennoch ist Griechenland nach wie vor für viele Flüchtlinge das Tor nach Europa, verbunden mit der Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Sicherheit. Über den griechisch-türkischen Grenzfluss Evros oder mit kleinen Schlauchbooten über das Meer versuchen sie, nach Griechenland zu gelangen.
Wenn sie von der Türkei aus in See stechen, haben sie oft schon einen weiten und gefährlichen Weg aus Afghanistan, Irak, Iran, Somalia oder Syrien hinter sich. Viele haben Krieg und Verfolgung in ihren Herkunftsländern erlebt oder wurden unterwegs Opfer von Verbrechen. Beim Grenzübertritt in die EU riskieren sie erneut ihr Leben.
Keine Sicherheit für Flüchtlinge
Zwar hat die neue griechischen Regierung dafür gesorgt, dass brutale Push Backs durch die Küstenwache nahezu vollständig eingestellt wurden, wie Hagen Kopp von Watch the Med betont. Dennoch ist die Überfahrt von der Türkei nach Griechenland nach wie vor lebensgefährlich. Immer mehr Flüchtlinge wählen diese Route, fast so viele wie über das zentrale Mittelmeer kommen, in den letzten Monaten zunehmend Syrerinnen und Syrer.
Diejenigen, die nicht von der Küstenwache oder der Grenzschutzagentur Frontex zurückgedrängt werden und nicht ertrinken, erreichen mit dem griechischen Boden zwar die Europäische Union. In Sicherheit sind sie damit jedoch noch lange nicht. Griechenland ist den wachsenden Flüchtlingszahlen aufgrund der auferlegten Sparmaßnahmen nicht gewachsen. Menschen, die in vielen Ländern der EU gute Aussichten auf internationalen Schutz hätten, haben in Griechenland daher meist keinen Zugang zu einem Asylverfahren und erhalten keinerlei soziale Unterstützung.
Stattdessen droht ihnen nach der Einreise - wenn überhaupt - eine menschenunwürdige Unterbringung, da Griechenland kaum Ressourcen zur Versorgung von Flüchtlingen hat. Statt Sicherheit und Frieden erwartet die Flüchtlinge ein Leben in Obdachlosigkeit und Angst vor rassistischen Übergriffen.
Flüchtlingsprojekte in Griechenland und der Türkei
Die wirtschaftliche Situation in Griechenland infolge der fatalen Sparpolitik und die syrische Flüchtlingskrise haben die ohnehin dramatische Situation weiter verschärft. Gemeinsam mit Pro Asyl unterstützt medico in Griechenland und der Türkei so genannte Refugee Support Teams, bestehend aus Rechtsanwält_innen, Dolmetscher_innen und Forscher_innen.
Sie stehen besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen wie unbegleiteten Minderjährigen und Folteropfern zur Seite und intervenieren gegen illegale Haft und Abschiebungspraktiken. Zudem dokumentieren sie Menschenrechtsverletzungen sowie illegale Push Backs, Schiffsunglücke und Todesfälle an den Grenzen. Ein besonderes Augenmerk liegt derzeit auf syrischen Flüchtlingen.
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Spendenstichwort: Migration