"Von Normalität kann keine Rede sein"

Update 22.1.09: Nothilfe im Gazastreifen

22.01.2009   Lesezeit: 2 min

Seit dem Beginn des Waffenstillstands sind die 70 Mitarbeiter und das Freiwilligennetzwerk der medico-Partnerorganisation Palestinian Medical Relief Society (PMRS) hauptsächlich mit der Versorgung von Verwundeten und der Verteilung von Erste-Hilfe-Paketen beschäftigt. Ärzte suchen die Patienten auch zuhause auf, um die Verbände zu wechseln.

Die PMRS-Ambulanzen versuchen Menschen, deren schwere Verletzungen im Gazastreifen nicht adäquat behandelt werden können, zu den Grenzübergängen zu bringen. Bisher gelang es 10 Kinder auszufliegen.

Durch die 18-monatige Blockade des Gazastreifens wurde dem Gesundheitswesen so zugesetzt, dass es die aktuelle Situation kaum bewältigen kann. Darüber hinaus werden die Ambulanzen dazu genutzt, Patienten in das für ihre Verletzungsart passende Krankenhaus zu verlegen. Während der Kämpfe konnten die Verwundeten nur in die nächstgelegene Klinik gebracht werden - nicht aber in das für sie am besten geeignete.

Die mobilen Kliniken der PMRS kehren langsam in die besonders armen und vernachlässigten Gebiete (z.B. Zeitun, Samuni oder Beit Lahiya) zurück. Am 21.1.09 fuhren sie den Norden des Gazastreifens. Am 22.1.09 sind sie im Süden nahe Rafah an der Grenze zu Ägypten im Einsatz. Auch diese ländlichen Gebiete waren von dem israelischen Bombardement stark betroffen.

Unterstützt werden die Teams der mobilen Kliniken von Sozialarbeiterinnen. Sie suchen nach weiteren Verwundeten und benachrichtigen die Ärzte, falls dies notwendig ist. Darüber hinaus bereiten sie die Hilfsgüterverteilung vor und erheben den lokalen Bedarf (Wie viele Menschen sind verletzt? Werden Lebensmittelhilfen oder Kochgeräte benötigt? Schadensausmaß? Sonstige Bedürfnisse?).

Die mit medico-Spenden finanzierten Hilfslieferungen mit Medikamenten und anderen medizinischen Gütern sind mittlerweile in Gaza eingetroffen.

Das Problem liegt nach wie vor in der Verteilung innerhalb des Gazastreifens.

„Hier sieht es aus wie nach einem Erdbeben. Häuser und Straßen sind zerstört. Viele Menschen sind auf ihre nackte Existenz zurückgeworfen“, berichtet Dr. Aed Yaghi, Programmleiter der PMRS, aus dem Gazastreifen. Aufgrund der vielen Bombenkrater sind viele Wege nur sehr langsam oder gar nicht befahrbar.

Das PMRS-Physiotherapiezentrum hat zwischenzeitlich seine Arbeit wieder aufgenommen. Zwar war es nie geschlossen, aber die Menschen hatten es nicht mehr gewagt, aus ihren Häuser zu gehen und verzichteten lieber auf die Behandlung. Jetzt suchen die Patienten zögerlich wieder das Zentrum auf. Nach wie vor arbeiten die PMRS-Physiotherapeuten aber auch im Shifaa’ Krankenhaus und bei Verletzten zuhause.

Die Anmietung größerer Räumlichkeiten um den steigenden Bedarf an Physiotherapie und psychologischer Betreuung der Kriegstraumatisierten zu bewältigen, gestaltet sich schwierig. Zu viele Häuser sind zerstört.

Die Strom- und Wasserversorgung in Gaza funktioniert wieder einigermaßen. Gas zum Kochen und Lebensmittel sind jedoch weiter knapp und sehr teuer. Zwar haben die Banken wieder geöffnet, doch viele Menschen haben lediglich den halben Lohn erhalten.

Für die Nothilfe im Gazastreifen bittet medico international weiterhin dringend um Spenden.

Spendenkonto: medico international
Frankfurter Sparkasse
Kontonummer 1800
BLZ 500 502 01
Stichwort: „Palästina“

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