Die EU hat ihre südlichen Außengrenzen in die Sahelzone vorverlagert. medico-Kooperationen machen die Gewalt der Abschottung sichtbar und leisten solidarische Unterstützung auf den Flucht- und Migrationsrouten.
Schon tief auf dem afrikanischen Kontinent soll ein gestaffeltes Grenzsystem Flüchtende und Migrant:innen frühzeitig und weit entfernt aufhalten. Mit massivem Druck hat Europa Länder der Sahelzone dazu gebracht, Freizügigkeit einzuschränken, Mobilität zu unterbinden und Migration weitreichend zu kriminalisieren. In der Folge müssen Menschen, die sich nicht abschrecken lassen, auf immer gefährlicheren Routen durch die Wüste ausweichen.
Wer sich über den Niger nach Libyen oder Tunesien auf den Weg Richtung Europa macht, riskiert sein Leben. Viele Gefahren und Formen der Gewalt, seien es rassistische Angriffe oder Internierungen in Sammellagern, begleiten die Menschen auf den Routen. Sie sind auf Schlepper angewiesen, auch am Mittelmeer. Die Überfahrt nach Europa in unsicheren, überfüllten Booten ist lebensgefährlich. Geraten sie auf offenem Meer in Seenot, bleiben die meisten sich selbst überlassen. Das Mittelmeer, ein Massengrab.
Doch die Fluchtrouten sind auch etwas anderes: Es sind Strecken, auf denen Menschen ihr Recht zu gehen in Anspruch nehmen und Solidarität gelebt wird. Eben dafür stehen die medico-Partnerorganisationen in der Sahelregion und am Mittelmeer. Sie und medico international leitet seit Jahren die Losung „Für das Recht zu gehen und das Recht zu bleiben“. Mit einer Spende unterstützen Sie die solidarischen Netzwerke auf den Fluchtrouten, direkte Hilfe in Notsituationen und Öffentlichkeitsarbeit von unten – hier wie dort.
Mit Alarmphone Sahara im Niger unterstützt medico eine Initiative, die Menschen-rechtsverletzungen in der Sahara-Wüste dokumentiert und Menschen in Bewegung mit überlebenswichtigen Informationen versorgt. Die Vorverlagerung europäischer Außengrenzen macht sich in dem Wüstenland besonders bemerkbar, seit 2015 wird die Migration gen Norden kriminalisiert. Die Bewegung hat das nicht gestoppt, nur die Wege jenseits von Militärposten und Polizeikontrollen haben sich verändert. Und sind so immer gefährlicher geworden. Die medico-Partner:innen sind an der Seite der Migrant:innen, versorgen sie mit dem Nötigsten und geben ihnen das Gefühl, auf diesem gewaltvollen Weg nicht ganz allein zu sein.
Die medico-Partnerorganisation Border Forensics, ein Team aus Wissenschaftler:innen, ist darauf spezialisiert, staatliche Gewalt an verschiedenen Grenzen zu untersuchen und erstellt Studien entlang der Fluchtrouten. So wurde auch die dramatische Situation von Migrant:innen in der Wüste des Niger nachgezeichnet und u.a. der kausale Zusammenhang zwischen auf EU-Druck verstärkten Grenzkontrollen und zunehmenden Fällen verdursteter Migrant:innen hergestellt. Hierfür untersuchten die Forscher:innen drei Standorte entlang der immer abgelegeneren und riskanteren Fluchtroute von Agadez bis ins libysche Sabha. Sie widerlegen so das Narrativ, demzufolge nur skrupellose Schleuser für das Sterben verantwortlich sind. Es ist vor allem das von Europa errichtete Grenzregime, das zum Tod von Tausenden Menschen in der Wüste führt.
Die Aktivist:innen des von medico gemeinsam mit Pro Asyl und United4Rescue auf Sizilien und Lampedusa unterstützten Maldusa-Projekts setzen sich für das Recht von Migrant:innen ein, sicher nach Europa zu kommen. In Italien passiert oft das Gegenteil: Nach ihrer Ankunft auf Lampedusa werden die Menschen teilweise wochenlang in geschlossenen Lagern eingesperrt, bevor sie aufs Festland gebracht werden. Die Aktivist:innen des Maldusa-Projektes thematisieren die menschenunwürdigen Bedingungen im Haftlager auf Lampedusa, unterstützen die Selbstorganisation der Migrant:innen in Sizilien und entlang ihrer weiteren Fluchtrouten und dokumentieren mithilfe eines Schnellbootes Menschenrechtsverletzungen auf dem Mittelmeer.
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